I 417 Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff Aktiengesellschaft (WASAG) Coswig, 1914-1947 (Bestand)[Location: Dessau]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:I 417
Benutzungsort:Dessau

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff Aktiengesellschaft (WASAG) Coswig
Laufzeit/Datum (detailliert):1914 - 1947
Laufmeter:15.50
Findhilfsmittel:alphabetische Grobordnung 1999, Ablieferungsliste 2011
Registraturbildner:Die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Actien-Gesellschaft Chemische Fabriken wurde 1891 durch westfälische Bergwerksbesitzer und Bergbauinteressenten unter Leitung des Sprengstoff-Chemiker Dr. Max Bielefeldt gegründet. Als erstes wurde der Betrieb in Sinsen/Westfalen aufgenommen. Es folgten im gleichen Jahr im mitteldeutschen Raum in Coswig und 1893 in Reinsdorf (bei Wittenberg) eine Fabrik. Das 2. westfälische Werk entstand 1896 in Syrthen. Das Werk Elsnigk bei Torgau wurde erst nach 1935 errichtet. Das Hauptwerk entwickelte sich im Laufe der Zeit in Reinsdorf. Der Sitz der Gesellschaft befand sich zunächst in Coswig, dann ab 1895 in Wittenberg. 1899 wurde der Hauptsitz nach Berlin verlegt. Im 1. Weltkrieg stieg das Produktionsvolumen immens an, hauptsächlich für die Rüstungsindustrie. Es wurden Wettersprengstoffe, Gesteinsprengstoffe, militärische Sprengstoffe, Zündstoffe und Zündmittel, des weiteren Nitrocellulose-Produkte (Filmindustrie) sowie Lichtspurmunition hergestellt. Dr. Bielefeldt wurde zum alleinigen Vorstand gewählt, bis 1904 Dr. Wilhelm Landmann dieses Amt übernahm. Ab 1936 übte Dr. Max Matthias, der bereits lange Jahre schon Stellvertreter von Landmann war, die Vorstandsgeschäfte bis 1945 bzw. bis 1952 aus. Die Produktionsstätte in Coswig wurde jedoch vom ersten Tage ihres Bestehens auf Wirken der ausländischen Konkurrenz innerhalb der englischen "Nobel Dynamite Trust Co." versucht zu behindern, Beschwerden und Klagen beschäftigten die Anhaltischen Behörden und Gerichte, so dass man auf preußisches Gebiet - Reinsdorf - auswich. Nach langwierigen Verhandlungen stimmte die Anhaltische Regierung der Inbetriebnahme der Nicht-Sprengstoff-Anlagen des Coswiger Werkes zu. Das Coswiger Werk produzierte Superphosphat und Schwefelsäure und hatte für den Massengüterumschlag seiner Rohstoffe (Pyrit und Rohphosphat) eine eignen Hafenanlage an der Elbe. Die im Laufe des Krieges völlige Ausrichtung auf Kriegsproduktion machte es notwendig, eine Lösung zum Überleben des Werkes nach dem Krieg zu suchen. Somit kam es für den zivilen Sektor zur Ausgliederung der WASAG-Chemie zum 1. Oktober 1943, einer 100%igen Tochter, und um Verwechslungen zu vermeiden, bezeichnete man die alte WASAG als Westfalit. Die WASAG-Chemie übernahm nunmehr vorerst als Pächter die zivilen Produktionsanlagen, u.a. das Werk Coswig und u.a. auch die Wohnsiedlung Coswig. Anfang 1944 erfolgte die Umwandlung in eine AG und in der letzten Kriegsphase wurde durch Aktientausch die Mehrheit auf die WASAG-Chemie konzentriert. Am 14.11.1944 ereignete sich im Coswiger Werk ein großes Explosionsunglück, dem 92 deutsche und ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen zum Opfer fielen. Mit Ende des Krieges gehörte das Werk Coswig zur russischen Besatzungszone. Das Werk in Coswig, das nur teilweise der Rüstung gedient hatte und daher bei der Ausgliederung der WASAG-Chemie bzw. deren Tochtergesellschaft für den Düngemittelsektor, Fertilia, übertragen worden war, wurde nur teildemontiert. Es fiel aufgrund des Kontrollratsgesetzes Nr. 9 unter Sequester und die "Fertilia Chemische Fabriken Coswig-Anhalt" wurde der Treuhänderschaft des Landes Sachsen-Anhalt übergeben. Nach der Enteignung wurde Coswig der VVB (Z) Alcid angeschossen. Die Produktion war teilweise im Oktober 1945 wieder aufgenommen worden, dann mussten die Anlagen wegen Rohstoffmangels wieder stillgelegt werden. 1953 wurde mit dem Bau eines Gipsschwefelsäurewerkes begonnen. Nach 1990 wurde ein kleiner Betriebsteil als Anhaltische Düngemittelfabrik mit ca. 35 Mitarbeitern weitergeführt, der noch heute besteht. Der Hauptsitz der Firma wurde schon 1953 nach Essen verlegt, wo die Brüder Berthold und Harald von Bohlen-Halbach 80% der Aktien erwarben und den Betrieb außerhalb der damaligen Ostzone aufbauten, der noch heute Bestand hat.
Bestandsinformationen:Die erste Aktenübergabe an das damalige Landesarchiv Oranienbaum, jetzt Abteilung Dessau, erfolgte 1999, wobei es sich ausschließlich um Fremdarbeiterkarteien aus der Zeit vor 1945 handelte. 2011 kam es zu einer weiteren Aktenübergabe, aus der Zeit vor 1945 wiederum Fremdarbeiterkarteien und Lohnkarteien. 2021 übergab die Stadtverwaltung Coswig weitere Akten und Zeichnungen.
Nachfolgebestände I 443 und I 444
Zusatzinformationen:Lit.: Entwicklungsgeschichte der WASAG 1891- 1941. Berlin (ca. 1941); WASAG - Geschichte eines Unternehmens 1891-1966. Wolfram Fischer. Duncker & Humblot Berlin. 1966.
 

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Related units of description:siehe auch (GR) (1939-1945):
I 444 VEB Chemiewerk Coswig, 1933-1993 (Bestand)
 

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