07. Wirtschaft (mit Bergbehörden bis 1990 und Bankwesen) (Tektonikgruppe)

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Identifikation

Signatur:07.

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Wirtschaft (mit Bergbehörden bis 1990 und Bankwesen)
Bestandsinformationen:Seit den dreißiger Jahren des 19. Jh. gingen von der Rübenzuckerindustrie im provinzialsächsisch-anhaltischen Raum entscheidende Impulse für die industrielle Entwicklung aus. Zugleich gewann der schon seit dem Mittelalter betriebene Bergbau zur Eisen-, Kupfererz- und Salzgewinnung mit der Braunkohleförderung deutlich an Umfang. Die Braunkohle diente dabei nicht nur der Energiegewinnung, durch ihre Verschwelung wurden Paraffine und Heizöle gewonnen. Diese Prozesse erforderten und förderten eine leistungsfähige Maschinenbauindustrie mit Zentren in Halle und Magdeburg. Die Entwicklung des Verkehrswesens, vor allem durch die Eisenbahn, erleichterte die infrastrukturelle Erschließung des Gebietes.
Um die Mitte des 19. Jh. entstand außerdem eine umfangreiche Kaliindustrie. Kalisalz gehörte zusammen mit der Braunkohle auch zu den wichtigsten Grundlagen der Entwicklung der chemischen Industrie, besonders im südlichen Teil des Territoriums. Mit den Weltkriegen, dem Bedarf an Rüstungsgütern und den Autarkiebestrebungen erlebte vor allem die staatlich subventionierte chemische Industrie einen bemerkenswerten Aufschwung. Für die Wirtschaft der Region nahm sie seit 1916 eine Schlüsselstellung ein und erlangte Weltgeltung.
Die im 19. und beginnenden 20. Jh. herausgebildete industrielle Struktur blieb in der SBZ- und in der DDR-Zeit weitgehend erhalten. Der Bezirk Halle war vorwiegend industriell geprägt, es dominierten die chemische Industrie sowie der Bergbau von Braunkohle, Stein- und Kalisalzen und Kupferschiefer. Weitere prägende Industriezweige waren der vor allem auf den Bedarf der Industrie des Bezirkes ausgerichtete Schwermaschinenbau, der Fahrzeug-, Flugzeug- und Schiffbau sowie die Herstellung von Gas- und Elektrogeräten. Leichtindustrie spielte eine eher untergeordnete Rolle, hier ist vor allem die in Weißenfels angesiedelte Schuhindustrie zu nennen. Darüber hinaus verfügte der Bezirk Halle über eine leistungsfähige Landwirtschaft.
Im Bezirk Magdeburg hatte die Landwirtschaft herausragende Bedeutung. Prägende Industriezweige waren traditionell der Schwermaschinen- und Anlagenbau sowie die Elektrotechnik und die chemische Industrie. Sein industrielles Profil war außerdem bestimmt durch die Kaliindustrie, die Brennstoff- und Energieversorgung.
Ein großer Teil der Betriebe wurde nach 1945 oder bis in die 70er Jahre verstaatlicht. Der neu entstandene Sektor der volkseigenen Wirtschaft war dabei zahlreichen Umstrukturierungen unterworfen, die Unterstellungsverhältnisse der Volkseigenen Betriebe (VEB) unter wirtschaftsleitende Organe sowie deren Struktur und Rechtsstatus änderten sich mehrfach. Die Verstaatlichung der Industrie war die Grundlage der Zuständigkeit der Staatsarchive auch für das Archivgut der Wirtschaft einschließlich der noch vorhandenen Unterlagen der privaten Vorgängerbetriebe vor 1945. Die Friedliche Revolution 1989/1990 und die damit verbundenen Änderungen der Eigentumsverhältnisse stellten das Landesarchiv vor die Aufgabe, innerhalb kurzer Zeit große Umfänge von Wirtschaftsschriftgut zu sichern und zu übernehmen. Mit der Privatisierung der Wirtschaft endete zugleich auch seine Zuständigkeit für neu entstehende Unterlagen von Wirtschaftsbetrieben.
Die Schwerpunkte und Besonderheiten der industriellen Entwicklung auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt spiegeln sich auch in den Beständen wider. Die Überlieferung der Wirtschaft umfasst mehr als 11.000 lfm Schriftgut, im Wesentlichen aus dem Zeitraum vom Beginn des 19. Jh. bis um 1990. Hervorzuheben ist neben der umfassenden Überlieferung zum Bergbau die
besonders in Beständen einiger großer Industriekombinate anzutreffende Vielfalt der Archivgutarten. Neben den Akten enthalten die Wirtschaftsbestände ca. 13.000 Karten, Pläne, Risse und Zeichnungen, Plakate, Filme und Tonträger sowie einen großen Teil der Fotoüberlieferung.
Die Bestände der Wirtschaft sind weitgehend benutzbar und überwiegend zumindest durch Karteien oder Ablieferungslisten erschlossen.
 

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