Identifikation |
Signatur: | I 53 |
Benutzungsort: | Magdeburg |
Benutzbarkeit: | eingeschränkt benutzbar |
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Form-/Inhaltsangaben |
Titel: | Fahlberg-List AG, Chemische Fabriken Magdeburg |
Laufzeit/Datum (detailliert): | (1838, 1885), 1886 - 1945 (- 1958, 1963) |
Findbucheinleitung (PDF): | siehe unten unter »Dateien« |
Laufmeter: | 44.00 |
Findhilfsmittel: | Ablieferungskartei; Ablieferungsverzeichnis (eingeschränkt benutzbar) |
Registraturbildner: | Der Chemiker Dr. Constantin Fahlberg entdecke 1878 die Süßkraft von Benzoesäuresulfimid. In der Folgezeit wurden in einem Versuchslabor in New York Versuchsmengen zur Prüfung hergestellt, welche die industriemäßige Produktion des künstlichen Süßstoffes ermöglichte. Der Süßstoff wurde im Deutschen Reich 1885 patentiert und durch das Warenzeichen Saccharin geschützt. 1886 erfolgte die Gründung der Firma Fahlberg, List & Co. durch Dr. Constantin Fahlberg, den Kaufmann Dr. Adolph List sowie mehrere Leipziger Buchhändler und Kaufleute. Das Unternehmen hatte seinen Hauptsitz in Salbke bei Magdeburg.
Zur Deckung des Kapitalbedarfs wurde die Firma 1902 in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Saccharin-Fabrik, Aktiengesellschaft, vorm. Fahlberg, List & Co. umgewandelt. In der Folgezeit (1901) konnte die Produktion von Schwefelsäure nach Lizenz der BASF und ab 1906 die Herstellung von Spezialprodukten wie Langfix (Anstrichmittel für Kunstdruckpapier), Kalisalpeter, Salmiakgeist und Benzolsäure aufgenommen werden. Im Jahre 1912 folgte die Einrichtung einer pharmazeutischen Abteilung sowie ab 1916 die Herstellung von Farbprodukten, u.a. das Weißpigment Blanc fixe. 1918/19 wurde ein Betrieb für die Produktion von Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- und Desinfektionsmittel errichtet, diesem wurde eine biologische Abteilung angegliedert.
Die Saccharinfabrik war beteiligt an der Deutschen Süßstoff GmbH, der Süßstoff-Export GmbH (später Saccharin Verkaufsgesellschaft), der Deutschen Superphosphat-Industrie GmbH, dem Internationalen Süßstoffsyndikat und der Mitteldeutschen Schwefelsäure-Syndikats GmbH. Zu jener Zeit unterhielt die Firma auch in vielen Ländern eigene Vertretungen sowie zwei Verkaufsbüros in Berlin und Hamburg.
Im Jahre 1905 schied Dr. Constantin Fahlberg aus dem Vorstand aus. Dr. Adolph List war von 1902 bis 1919 sowie von 1929 bis 1937 als Mitglied des Aufsichtsrates, dazwischen als Generaldirektor, in der Leitung der Firma tätig. 1937 musste List die Firma aufgrund antisemitischer Agitation verlassen. Durch das Ausscheiden der beiden maßgeblichen Personen des Betriebes aus den Bereichen Forschung und Entwicklung übernahm in der Folgezeit der Wissenschaftler Prof. Dr. August Klages von 1909 bis 1927 den Bereich der wissenschaftlichen Leitung. Das Unternehmen nahm durch eine Anzahl eigener Patente diverser Produktionen, u.a. in der medizinisch-pharmazeutischen Branche, Monopolstellungen ein. Vor allem die Entwicklung von Germisan durch legte den Grundstein für die ernorme Bedeutung erlangenden Saatgutbeizen, welche den Getreideanbau zu wesentlich sicheren Erträgen führten.
Nach dem Einstieg in die Düngerproduktion bzw. der Errichtung der größten mitteldeutschen Produktionsstätte für Phosphatdünger wurde 1927 die Mitteldeutsche Superphosphatwerke GmbH erworben.Am 25. Mai 1932 beschloss die Generalversammlung eine abermalige Änderung des Firmennamens in Fahlberg-List AG Chemische Fabriken sowie Änderungen des Aktienkapitals. 1937 erfolgte der Bau einer Nebelsäurefabrik und 1939 die Erweiterung der Abteilung Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung. Während des 2. Weltkrieges wurde das Unternehmen durch Rüstungsaufträge stark in die Kriegswirtschaft einbezogen, zudem wurden zu jener Zeit Zwangsarbeiter ausgebeutet.
Die „Fahlberg-List AG Chemische Fabriken“ wurde gemäß dem Befehl Nr. 124 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 30. Oktober 1945 beschlagnahmt. Die Enteignung wurde durch den Befehl Nr. 64 des obersten Chefs der SMAD vom 17. April 1948 bestätigt und damit rechtskräftig. Auf Grund der Verordnung des Präsidenten der Provinz Sachsen vom 30. Juli 1946 wurde der Betrieb Fahlberg-List dem Verband der „Industrie-Werke Sachsen-Anhalt“ in Halle zugeordnet. Mit Wirkung vom 26. November 1948 ist die Aktiengesellschaft im Handelsregister gelöscht worden. |
Bestandsinformationen: | Der Bestand I 53 wurde im Jahr 1979 aus dem Betriebsarchiv des VEB Fahlberg-List, Chemische und Pharmazeutische Fabriken Magdeburg in das Staatsarchiv Magdeburg übernommen. Als Findhilfsmittel diente die Ablieferungskartei, welche 1979 durch Erfassung der Angaben von den Aktendeckblättern der bis dato noch unverzeichneten Akten ergänzt wurde. Diese Angaben waren jedoch zu einem großen Teil unzureichend. 1985 wurde die Kartei nach dem Ordnungsmodell für Bestände kapitalistischer Industriebetriebe geordnet. Eine zweite Übernahme, teilweise ohne Ablieferungsverzeichnis, erfolgte im Jahr 1996 von der Elbe-Börde-Terminal GmbH. Im Zuge eines Praktikums wurden 2012 die Verzeichnungsangaben zum gesamten Bestand in die Archivdatenbank retrokonvertiert. Im Jahr 2017 sind die Akten aus der Übernahme von 1996 erstmals bzw. neu verzeichnet und die Verzeichnungsangaben der 1985 erstellten Gliederung zugeordnet worden. Des Weiteren ist im Jahr 2017 ein Teil der Akten aus dem Zugang von 1979 mit ungenauen Verzeichnungsangaben in dem retrokonvertierten Findhilfsmittel der ersten Übernahme neu verzeichnet worden. Bis dato sind nunmehr zirka 35% der Akten des Bestandes verzeichnet. Die aus dem Zeitraum vor 1945 überlieferten technischen Zeichnungen sind wegen des Zusammenhangs dem entsprechenden Teilbestand des Bestandes I 54 VEB Fahlberg-List zugeordnet. |
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Files |
Files: | none |
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=6239 |
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