Identifikation |
Signatur: | F 84 |
Benutzungsort: | Wernigerode |
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Form-/Inhaltsangaben |
Titel: | Bergschule Eisleben |
Laufzeit/Datum (detailliert): | 1805 - 1949, 1961 |
Laufmeter: | 1.70 |
Findhilfsmittel: | Findbuch von 2003 (online recherchierbar) |
Registraturbildner: | Mit der ständigen Entwicklung des Bergbau- und Hüttenwesens sowie dem Voranschreiten neuer Erkenntnisse im Abbau, in der Förderung und Verhüttung, war es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts notwendig geworden, die Ausbildung von Berg- und Hüttenbeamten vorzunehmen. Ganz nach dem Vorbild Sachsens, wo bereits seit 1765 eine Bergakademie in Freiberg existierte, wurde 1780 mittels Beschluss der kurfürstlich-sächsischen Regierung festgelegt, in Eisleben regelmäßig Unterricht erteilen zu lassen. Christian Ottiliae wurde 1798 auf der Osterkonferenz der Gewerkschaften beauftragt, eine Bergschule in Eisleben zu errichten. Am 14. Juli 1798, dem Gründungstag der Eisleber Bergschule, wurden die ersten Bergschüler aufgenommen. Diese wurden im Vorfeld von den Schichtmeistern und Geschworenen aus den Revieren vorgeschlagen. Die Aufgaben der Bergschule Eisleben bestanden in der Ausbildung von Werksbeamten für die im Zuständigkeitsbereich des Oberbergamtes Halle gelegenen Berg- und Hüttenwerke und Salinen sowie deren Nebenbetriebe. Die Vorschulen sollten die Schüler auf die Hauptschule vorbereiten und gleichzeitig Beamte, v.a. Betriebsführer, für kleiner Werke heranbilden. Von 1798 bis 1861 wurde die Leitung der Bergschule Eisleben von dem Mansfelder Bergamt in Eisleben ausgeübt. 1816 setzte das Oberbergamt Halle eine Bergschulinspektion ein, die Vorschläge über die Annahme, Versetzung und Entlassung von Bergschülern sowie Änderungen im Lehrplan und bei Lehrkräften dem Oberbergamt zu unterbreiten hatte. Die Bergschulinspektion war bis 1856 tätig. Danach trat ein Kuratorium an deren Stelle. Das Kuratorium setzte sich aus Bergwerksbesitzern sowie gewerkschaftlichen Repräsentanten zusammen. Mit Einführung des Gesetzes zur Aufhebung der Bergämter und Übergang der Befugnisse an die Oberbergämter, wurde der Vorsitz des Kuratoriums nicht mehr dem Direktor des Mansfelder Bergamtes, sondern einem Mitglied des Oberbergamtes Halle übertragen.
Am 1. Januar 1862 wurde die Bergschule Halberstadt mit der Bergschule Eisleben vereinigt. Die Fusionierung führte zu steigenden Schülerzahlen, die einen Schulneubau erforderlich machte. Von 1901 bis 1903 wurde in der Geiststraße in Eisleben ein Neubau errichtet. Am 3. Oktober 1901 erfolgte die Annahme einer neuen Satzung, nach der der Bergschulverein die Rechte einer juristischen Person erhielt. Der Vorstand des Bergschulvereins übernahm mit der Gründung die Aufgaben des Kuratoriums. Vom preußischen Staatsministerium wurde am 12. Januar 1921 das Gesetz über die Bergschulvereine herausgegeben. Auf Grund dessen musste die Verwaltung der Bergschule einem Schulvorstand übertragen werden. Die Ausbildung von unteren und mittleren Bergwerksbeamten war faktisch der staatlichen Verwaltung unterstellt. Der Schulvorstand setzte sich aus Vertreten der Bergbehörde, Bergwerksbesitzern, Bergschullehrern, Angestellten und Bergarbeitern, deren Kinder in der Bergschule ausgebildet wurden, zusammen.
Am 28. April 1945 wurde in der ersten Proklamation des US-Generals Eisenhower die Schließung der Unterrichts- und Erziehungsanstalten verkündet. Das Bergschulgbäude dient den Besatzungsmächten teilweise als Unterkunft. Anfang November 1945 folgte die völlige Räumung des Gebäudes. Mittels Verordnung der Provinzialverwaltung der Provinz Sachsen wurde der erneute Schulbeginn zum 1. Oktober 1945 festgelegt.
Zum 1. Januar 1946 wurde die Bergschule der Provinzialverwaltung unterstellt und der Eislebener Bergschulverein zum 15. Juni 1946 aufgelöst.
Im Jahre 1968 fasste die Regierung der DDR den Beschluss, die Bergschule Eisleben zu einer Ingenieurschule, mit Spezialisierung auf Elektrotechnik und Maschinenbau, umzuwandeln. Daraufhin lief die bergmännische Ausbildung zum Jahr 1971 aus. |
Bestandsinformationen: | Der Bestand wurde nach Auflösung der Bergschule von der Bibliothek der Ingenieurschule Eisleben verwaltet. Diese übergab etwa 1957/1959 eine Auslese von Archivalien und Druckschriften an das Museum für Deutsche Geschichte in Berlin. Der aus etwas 125 Akteneinheiten und Druckschriften bestehende Bestand wurde 1972 nach langen Verhandlungen in das heutige Landesarchiv Sachsen-Anhalt übernommen. Im Vorfeld erhielt das Archiv eine listenmäßige Aufstellung der Akten bzw. Aktengruppen.
1990 wurde der Bestand im Rahmen einer Facharbeiterabschlussarbeit geordnet und verzeichnet. Im November 2002 wurde dem Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt vom Oberbergamt Freiberg der Nachlass des ehemaligen Bergschülers Egbert Wiedenbeck übergeben (Zug. 1829/02). Die Erschließung und Einarbeitung in den Bestand erfolgte im April 2003. |
Zusatzinformationen: | Literatur: - Boltz, Gerhard: Zur Geschichte von Bergschule und Ingenieurschule Eisleben, In: Deutsches Bergbau-Jahrbuch, 28. Jahrgang, Halle/S., 1937; - Pilger, H.-H.: Das Ausbildungswesen im preußischen fiskalischen Steinkohlenbergbau, Saarbrücken, 1965; - Raeck, Hans: Geschichte der Eisleber Bergschule 1798-1928, Eisleben, 1928; - Geschichte der Bergschule/Ingenieurschule Eisleben 1928-1990, Halle, 1998
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: F 42 Schulkuratorium des Oberbergamtes Halle, 1857-1949 (Bestand)
siehe auch (GR): F 16 Oberbergamt Halle. Spezialia: Mansfeldisches Bergamt Eisleben, 1457-1934 (Bestand)
siehe auch (GR): F 82 Bergrevier Eisleben, 1750-1952 (Bestand)
siehe auch (GR): F 38, 23.01. Berg- und Werksschulen, 1861-1946 (Gliederungsgruppe)
siehe auch (GR): E 206 Egbert Wiedenbeck, 1903-1959 (Bestand)
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=5658 |
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