F 9 Bergvogtei Thüringen, 1518-1863 (Bestand)[Location: Wernigerode]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:F 9
Benutzungsort:Wernigerode

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Bergvogtei Thüringen
Laufzeit/Datum (detailliert):(1518) ca. 1540 - 1863
Laufmeter:8.00
Findhilfsmittel:Findbuch von 1952 (online recherchierbar)
Registraturbildner:In den 1815 zur preußischen Provinz Sachsen geschlagenen sächsisch-thüringischen Gebietsteilen hatte der sächsische Staat über den im wesentlichen mit der Verwaltung einzelner Bergbauunternehmungen oder kleinerer Reviere befassten Bergämter ein hierarchisch gestuftes System von Bergbauaufsichtsbehörden entwickelt, dessen Anfänge bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts zurückgehen. Bereits 1606 wurde mit der Gründung der Bergexpedition die Oberaufsicht über das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen verselbständigt. Im Jahre 1661 erfolgte die Bildung eines Bergratskollegiums, das sich im 18. Jahrhundert zum Bergkollegium und damit zu einem der drei "Strukturteile" der auf ökonomischen und finanziellem Gebiet entscheidenden Zentralbehörde Sachsen, des Geheimen Finanz-Kollegiums in Dresden entwickelte.
Darunter stand in Freiberg, als Mittelbehörde für den gesamten kursächsischen Bergbau das dortige Oberbergamt. Dem Oberbergamt nachgeordnet waren als Unterbehörden die Bergämter, wie sie sich u.a. für den kursächsischen Anteil an der Grafschaft Henneberg in Suhl und für den Neustädter Kreis in (Groß-) Kamsdorf herausbildeten.

Für den Thüringischen Kreis lässt sich als besondere Bergbehörde die Bergvogtei Thüringen unter dieser Bezeichnung bis 1675 bzw. die teilweise als Vorgängerin anzusehende Bergvogtei Sangerhausen sogar bis 1571 zurückverfolgen.
Sie war vornämlich zur Verwaltung des Bergregals und der Erhebung des Bergzehnts eingesetzt und anfänglich noch eng an das Oberbergamt Freiberg gebunden.
Nach der um 1717 erfolgten Verlegung des Behördensitzes nach Eisleben entwickelte sich eine ähnliche Verbindung mit dem Amt des Oberbergvogts der Grafschaft Mansfeld in Eisleben.

1810 übernahm der Oberzehntner Friedrich Lebrecht Christoph Ziegenhorn aus Sangerhausen das Amt des Bergvogts. Daraufhin erfolgte die Verlegung des Sitzes der Bergvogtei Thüringen von Eisleben nach Sangerhausen. Ziegenhorn führte in Personalunion auch das Oberzehntamt Stolberg. Enge sachliche Beziehungen bestanden zum Oberzehntamt in Stolberg und zum Stolbergischen Gemeinschaftsbergamt zu Stolberg.

Der Bergvogtei Thüringen nachgeordnet waren die gewerkschaftlichen Bergämter in Sangerhausen und Bottendorf.
Der Zuständigkeitsbereich der Bergvogtei Thüringen ging über den eigentlichen Thüringischen Kreis hinaus, als das Bergregal in den Stolberger Grafschaften zur Hälfte kursächsisch war und die Bergrechte in allen Teilen der Grafschaft Mansfeld auch nach den Erbteilungen und Sequestrationsverfahren des 16. Jahrhunderts unter sächsischer Hoheit geblieben waren. Der Bergvogt war gleichzeitig Beisitzer im Stolberg-Wernigeröder Bergamt zu Wickerode.

Nach der Angliederung an Preußen im Jahre 1815 wurde die Bergvogtei Thüringen zunächst durch Hinzunahme des Eichsfeldes, des Erfurter Gebietes und der Grafschaft Hohnstein erweitert. Ihr Zuständigkeitsbereich umfasste damit den gesamten Regierungsbezirk Erfurt mit Ausnahme des Sprengels der Bergämter Suhl und (Groß-) Kamsdorf bzw. des 1819 gebildeten Henneberg-Neustädtischen Bergamtes in Suhl.

Nachdem ihre Verwaltung für kurze Zeit mit dem Justizamt Sangerhausen verbunden war, wurde die Bergvogtei Thüringen bereits im Dezember 1815 dem Oberbergamt Halle unterstellt, 1817 nach Halle verlegt und 1827 aufgelöst. Die Zuständigkeiten wurden auf die Bergämter Eisleben und Wettin aufgeteilt.
Bestandsinformationen:Die Akten der Registratur des Anteils des Bezirks der Bergvogtei Thüringen ("Thüringischer Bergbezirk"), für den das Bergamt Eisleben zuständig war, wurde dorthin abgegeben und bildete dort als "Thüringisches Archiv" den dritten Teil der Registratur des Bergamtes Eisleben (Rep. III B). In dieses Archiv wurden im 19. Jh. weitere Archivalien eingearbeitet, die an das Bergamt Eisleben abgegeben worden sind oder dort über thüringische Bergwerke neu angelegt wurden. Andererseits erfolgten Aktenabgaben an die Mansfeldsche Gewerkschaft.

1827 erhielt auch das Bergamt Wettin Akten der aufgelösten Bergvogtei Thüringen.

Die Repositur III des Bergamtes Eisleben wurden mit der ersten großen Ablieferung der Oberbergamtsakten im Jahre 1948 in das damalige Staatsarchiv Magdeburg übernommen und hier als Repositur F 9 aufgestellt. Die alte Ordnung des Bestandes wurde beibehalten. Im Jahre 1952 erfolgte eine Abschrift des teilweise schwer lesbaren Behördenfindbuches unter Auslassung aller verlorengegangenen Akteneinheiten. Die Überlieferung umfasste damals 105 Bände und wurde als lückenhaft bezeichnet, da in einem erhalten gebliebenen Aktenverzeichnis aus dem Jahr 1796 noch 896 und im Behördenfindbuch des Oberbergamtes Halle lediglich 694 Akteneinheiten der Bergvogtei Thüringen aufgeführt sind.

Im Jahre 2009 erfolgte die Retrokonversion des Bestandes. Die Ergänzung der Registraturbildner- und Bestandsinformation wurde im August 2015 vorgenommen.

Bei der Auflösung des Bestandes F 4 im Jahre 2018 wurden die dort enthaltenen zahlreichen Akten des Bergvogtei Thüringen und des Thüringischen Archivs des Bergamtes Eisleben, sofern diese nicht nach 1827 neu angelegt wurden, in den vorliegenden Bestand eingearbeitet.
Zusatzinformationen:Literatur:
Adam: 150 Jahre Preußische Bergverwaltung im Mitteldeutschen Bergbau. - Festschrift aus Anlaß des 150jährigen Bestehens des Oberbergamts in Halle a.S., (Sonderdruck aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenweses im Preußischen Staate ; Jg. 73, 1925), Berlin 1925.-
Heß, U.: Die Organisation der Bergbehörden in Thüringen und ihre archivalische Überlieferung. In: Archivmitteilungen ; 10(1960), S. 50-61.-
Kaiser, L.: Die oberste Bergverwaltung Kursachsen im 16. Jahrhundert. In: Forschungen aus mitteldeutschen Archiven. - Festschrift zum 60. Gebrutstag von H. Kretzschmar, Berlin 1953.-
Löscher, H. und Luksch, H: Das ehemalige Oberbergamt zu Freiberg und sein Archiv. In: Archivmitteilungen ; 7(1957), S. 69-71.-
Die preussische Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung 1763-1865. Der Bestand Oberbergamt Halle im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, bearb. von Jens Heckl (Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts ; 17), Magdeburg 2001.-
Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seine Landesarchive, (Schriftenreihe des Sächsischen Landeshauptarchivs Dresden ; Nr. 1), Leipzig 1955.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
F 6 Sangerhäuser Gewerkschaft (Hüttenarchiv), 1532-1889 (Bestand)

siehe auch:
F 6a Riestedter Werkskasse, 1836-1887 (Bestand)

siehe auch:
F 7 Gewerkschaftliches Bergamt Sangerhausen, 1690-1845 (Bestand)

siehe auch:
F 8 Bergamt Eisleben, 1215-1941 (Bestand)

siehe auch:
F 10 Oberzehntamt Stolberg, 1550-1826 (Bestand)

siehe auch:
F 12 Bergamt Wettin, 1624-1904 (Bestand)

siehe auch:
F 15 Oberbergamt Halle. Spezialia: Bergamt Wettin, 1560-1931 (Bestand)

siehe auch:
F 16 Oberbergamt Halle. Spezialia: Mansfeldisches Bergamt Eisleben, 1457-1934 (Bestand)

siehe auch:
F 31 Oberbergamt Halle. Spezialia: Neustadt-Hennebergisches Bergamt zu Kamsdorf, 1786-1922 (Bestand)

siehe auch:
F 42a Berghypothekenkommission des Oberbergamtes Halle, 1793-1924 (Bestand)

siehe auch:
F 52 Bergamt Bottendorf, 1774-1827 (Bestand)

siehe auch:
F 56a Bergrevier Kamsdorf, Gewerkschaft der Vereinigten Reviere zu Kamsdorf sowie Kamsdorfer, Kaulsdorfer und Henneberger Knappschaftssachen, 1737-1952 (Bestand)

siehe auch:
F 82 Bergrevier Eisleben, 1750-1952 (Bestand)

siehe auch:
F 83 Bergrevier Nordhausen-Stolberg, 1744-1947 (Bestand)

siehe auch (GR):
F 55 Bergamt Kamsdorf, 1546-1895 (Bestand)

siehe auch (GR):
F 11 Gräflich Stolbergisches Gemeinschaftsbergamt zu Stolberg, 1568-1917 (Bestand)

siehe auch (GR):
F 17 Oberbergamt Halle. Spezialia: Bergvogtei Thüringen, Oberzehntamt Sangerhausen und Oberzehntamt Stolberg, 1392-1838 (Bestand)
 

URL for this unit of description

URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=5585
 
Home|Login|de en fr
Landesarchiv Sachsen-Anhalt :: Online research