E 191 Familienarchiv von Kalitsch, 1593-2010 (Bestand)[Location: Dessau]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:E 191
Benutzungsort:Dessau

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Familienarchiv von Kalitsch
Laufzeit/Datum (detailliert):1593 - 2010
Laufmeter:2.10
Findhilfsmittel:Findbuch (online recherchierbar)
Registraturbildner:Erste Mitglieder der Familie von Kalitsch sind im 15. Jahrhundert im Stift Merseburg nachweisbar. Ab dem 16. Jahrhundert war die Familie von Kalitsch überwiegend im Fürstentum Anhalt-Köthen ansässig, wo sie bis ins 17. Jahrhundert mit verschiedenen Gütern belehnt worden ist: Görzig, Biendorf, Osternienburg, Edderitz, Gnetsch, Riesdorf und Großwülknitz.
Ende des 17. Jahrhunderts standen verschiedene Vertreter der Familie von Kalitsch im Dienst der Anhalt-Zerbster Fürsten, von denen sie die Lehngüter Dobritz, Nutha und Hagendorf erhielten. Ab 1683 fungierte das Rittergut Dobritz als Stammgut.
In jüngerer Zeit erwarb die Familie darüber hinaus noch die Rittergüter Kühnitzsch, Zwochau und Watzschwitz im Königreich Sachsen und Breitenheerda und Tännich im Großherzogtum Sachsen-Weimar sowie Karlstein in der Neumark und Polenzko-Bärenthoren in Anhalt-Dessau.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts existierten nur noch die Linien des königlich-preußischen Oberforstmeisters Freiherrn Ludwig von Kalitsch auf Kühnitzsch und des anhalt-dessauischen Landrats und Kammerherrn Freiherr Friedrich von Kalitsch auf Dobritz.
Bis 1945 waren noch folgende Güter im Besitz der Familie von Kalitsch und wurden von deren Mitgliedern bewirtschaftet: Dobritz Kühnitzsch, Nutha, Bärenthoren, Karlstein. Die Güter Polenzko und Taschenberg/Uckermark waren verpachtet.
Leopold von Kalitsch (1889-1967), dem die Rettung von Resten des Familienarchivs in den Kriegs- und Nachkriegswirren zu verdanken ist, war der letzte Vorsitzende des Familienvereins und aktiv als Ornithologe tätig. Er veröffentlichte mehrere ornithologische Fachbeiträge.
Bestandsinformationen:Im Auftrag der Eigentümerin des Familienarchivs von Kalitsch, Frau Idaline Müller, Mundelsheim, übergab Hans-Jürgen Hinrichsmeyer, Buchholz, im Jahr 2011 den Bestand mit einem von ihm erarbeiteten Findbuch als Depositum an die Abteilung Dessau des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt. Ein entsprechender Depositalvertrag war von der Eigentümerin bereits im Jahr 2005 mit dem Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt abgeschlossen worden.
Die erhalten gebliebenen Reste des Familienarchivs sind durch Aufzeichnungen und Sammlungen Hans-Jürgen Hinrichsmeyers zur Geschichte der Familie von Kalitsch ergänzt worden.
Nachforschungen Hans-Jürgen Hinrichsmeyers zum Verbleib der Gutsarchive der Familie von Kalitsch nach Kriegsende bzw. Bodenreform ergaben folgendes Bild:
Dobritz - Nach Augenzeugenberichten wurde das Inventar und insbesondere das Archiv verwüstet, es gibt in keinem öffentlichen Archiv einen entsprechenden Bestand. Die Bibliothek wurde - mit vermutlich starkem Schwund - verteilt auf die Bibliotheken der Universität in Halle/Saale zu etwa 2/3 und des Francisceums in Zerbst zu ca. 1/3.
Kuehnitzsch/Sachsen - Das alte Rittergutsarchiv befindet sich im Staatsarchiv in Leipzig. Der Anteil aus der Zeit von Kalitsch ist jedoch verschwindend klein ohne wertvolle Stücke und von geringer Bedeutung. Die Schilderungen der Vorgänge 1945 lassen die Vermutung auf Streubesitz zu.
Nutha - Es ist kein Bestand in einem öffentlichen Archiv überliefert.
Bärenthoren - Familienmitgliedeer konnten beobachten, dass das Archiv und die Bibliothek 1945 durch Russisches Militär verwüstet wurde. Es ist kein Bestand in einem öffentlichen Archiv überliefert. Dies ist besonders bedauerlich in Anbetracht der forsthistorischen Bedeutung der dort vorhanden gewesenen Dokumente. Vom Verlusthergang oder eventuellen Verbleib war von anderen Zeitzeugen keine Information zu erhalten.
Karlstein (Neumark/heute Polen): Der Besitzer Leopold von Kalitsch war leidenschaftlicher Historiker und letzter Vorsitzender des Familienvereins. Ihm ist es zu verdanken, dass im April 1945 noch Teile seines Archivs mit dem Treck nach Dobritz geschafft werden konnten. Das Gutshaus mit dem verbliebenen größeren Teil wurde danach 1945 durch Feuer vernichtet. Im Mai 1945 sammelte er dann noch ergänzende, in Hof und Garten von Dobritz verstreute Stücke dazu. Heutige Schmutzspuren an einigen Dokumenten haben noch diesen Ursprung. Nach seiner Ausweisung gelang ihm dann trotzdem auf abenteuerlichem Wege auch noch die Rettung dieses Familienarchiv-Restes nach Ludwigsburg, wo er 1967 verstarb. So stellt der hier vorliegende Bestand im wesentlichen seinen Nachlass dar mit wenigen Ergänzungen (z.B. auch neuere Fotos). Taschenberg - Das Archiv ist 1945 auf der Flucht nach Westen vollständig verlorengegangen - siehe Korrespondenz Ludwig von Kalitsch - von Cossel.
Zusatzinformationen:siehe auch: Heinz F. Friedrichs Familienarchiv in öffentlichem und privaten Besitz, 1973, dieses wurde auch bereits zitiert als "Archiv Müller"; Reinhold Specht, Das Land Anhalt, Teil 2, 1937, S. 46.
Literatur:
Adelsarchive im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt. Übersicht über die Bestände, bearb. von Jörg Brückner, Andreas Erb und Christoph Volkmar (Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; 20), Magdeburg 2012.
 

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