A 46 Erfurter Klöster, 1244-1819 (Bestand)[Location: Wernigerode]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:A 46
Benutzungsort:Wernigerode

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Erfurter Klöster
Laufzeit/Datum (detailliert):(1244) 1353 - 1819
Laufmeter:4.85
Findhilfsmittel:Findbuch von 2005/06 (online recherchierbar)
Registraturbildner:Augustinerkloster:
Seit 1266 existierte eine Niederlassung der Augustiner-Eremiten in Erfurt, die etwa 1273 aufgrund von Streitigkeiten mit der Stadt verjagt worden waren, jedoch 1276 in die Stadt zurückkehrten. Bereits ein Jahr später begann der Bau des Augustinerklosters. Von 1505 bis 1511 gehörte Martin Luther dem Kloster an. Nachdem in Folge der Reformation bereits 1556 der letzte Mönch des Klosters verstorben war, hob der Rat der Stadt das Kloster 1559 auf. Ab 1561 wurden Westflügel und Priorat vom Ratsgymnasium der Stadt genutzt. Dafür wurde das Dormitorium in Unterkünfte für die Schüler umgebaut. Die Schule bestand bis 1820. Die Klosterbibliothek wurde im Verlauf der Reformation beschädigt, lebte aber 1646 wieder auf, als die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums hier einzog. Das evangelische Waisenhaus nutzte ab 1669 einen Teil des vormaligen Klosters. Die Augustinereremiten siedelten sich Mitte des 17. Jahrhunderts jedoch wieder in Erfurt an, allerdings an anderer Stelle: Sie bauten den neben der Wigbertikirche gelegenen Valentinerhof zu einem Kloster um. 1822 wurde auch dieses Kloster aufgelöst.

Kloster St. Cyriakus (Cyriakskloster):
In sehr frühe Zeit reicht wahrscheinlich das Benediktinerkloster St. Cyriakus zurück (etwa 743 unter dem Namen St. Paul neben der Severikirche auf dem Domberg gegründet). 1123 wurde das Benediktiner-Nonnenkloster - wohl aus Platzgründen - verlegt und auf dem Cyriaksberg neu errichtet. 1480 wurde es in die Stadt verlegt und 1819 aufgehoben.

Kartäuserkloster (Montis Sancti Salvatoris):
1372 wurde das Kartäusermönchskloster St. Salvatoris fundiert, 1373 durch den Kaiser privilegiert und 1375 die Kirche geweiht. 1563 beschlagnahmte der Erfurter Rat das Kloster, musste es aber später zurückgeben. 1803 wurde es durch die preußischen Behörden endgültig aufgelöst. Die barocke Klosteranlage, seit 1805 in Privatbesitz und zu einer Baumwollfabrik und zu Wohnhäusern umgestaltet, wurde durch einen Brand im Jahre 1845 zerstört. Die große Klosterbibliothek, die in der Sakristei untergebracht war, gelangte 1810 in die Bibliothek der Universität Erfurt. Von der ursprünglichen großen Klosteranlage ist heute nur noch die Kirche mit den angrenzenden Bauten erhalten.

St. Martini (Martinskloster):
Als Koster Mariengarten ist das Zisterziensernonnenkloster St. Martini extra vor dem Krämpfertor entstanden und 1303 in die Stadt Erfurt verlegt worden. Im selben Jahr wurde dem Kloster die nun daneben liegende Martinikirche inkorporiert. Der Bau des Klosters selbst muss 1309 vollendet worden sein, da in diesem Jahr die Nonnen in ihr neues Kloster übersiedelten. Dem Propst des Klosters unterstanden der Pfarrer und Kaplan der Martinikirche. Im 30jährigen Krieg wurde das Kloster zerstört und erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut. 1817 mussten die Nonnen das Kloster endgültig räumen und in das Neuwerkskloster ziehen. Am 11. März 1819 wurde das Kloster durch Kabinettsordre von König Friedrich Wilhelm III. aufgehoben. Nach seiner Aufhebung ging sein Besitz an den Schulfonds in Erfurt über.

Kloster Novi Operis bzw. Kloster Neuwerk (Neuwerkskloster):
Das Augustinernonnenkloster Neuwerk entstand vor dem Krämpfertor und wurde 1194-1196 in die Stadt neben die ihr folgend inkorporierten Neuwerkskirche (St. Crucis) verlegt. Zusammen mit dem Martinskloster im Brühl, dem Cyriaks- und Schottenkloster wurde am 11. März 1819 auch das Neuwerkskloster aufgehoben. Auch seine Gütter fielen 1819 dem Erfurter Schulfonds zu.

Kloster St. Peter und Paul (Peterskloster): Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts
ist das Benediktinermönchskloster St. Petri und Pauli nachweisbar. Als Klosterkirche diente die Peterskirche. Nach einer ersten Aufhebung im Jahr 1633 wurde es erneut begründet und existierte bis zur Säkularisation im Jahr 1803.

Ursulinenkloster:
Das Ursulinennonnenkloster ist erst 1667 an die Stelle des Weißfrauenklosters (Maria-Magdalenenkloster) getreten und besteht bis in die heutige Zeit.
Bestandsinformationen:Die Archivalien der ehemaligen Erfurter Klöster sind zum größten Teil über das Regierungsarchiv Erfurt an das Landeshauptarchiv gekommen. Im Allgemeinen handelt es sich nur um geringe Reste der vormals sehr viel umfangreicheren Bestände.

Die Archivalien der 1803 säkularisierten Mannsklöster und Stifter sind wohl schon bei der Kriegs- und Domänenkammer zu Heiligenstadt bzw. bei deren französischer Nachfolgebehörde in Erfurt weitgehend verloren gegangen.

Die Archivalien der 1819 säkularisierten Nonnenklöster unterstanden zunächst dem Schulfonds der Regierung Erfurt, wo ein großer Teil bereits bei der Abgabe an das Regierungsarchiv vernichtet wurde.

Der Hauptbestand der Akten des erzbischöflichen Generalvikariats in Erfurt befindet sich im Diözesanarchiv in Erfurt. Die ins Landeshauptarchiv gelangten Dokumente sind davon nur abgesprengt.

Das ältere Archiv des Augustinereremitenklosters wurde nach der Reformation vom Erfurter Rat beschlagnahmt. Den damaligen Umfang an Urkunden lässt das Kopiar Cop. 1481 gut erkennen. Als sich der Orden erneut in Erfurt niederließ, musste die Stadt 1671/72 einen Teil der Archivalien herausgeben (vgl. Cop. 1483c, Cop. 1525), so dass das Kloster im 17. Jahrhundert 101 Urkunden besaß (vgl. Cop. 1481). Diese sind wohl schon 1824 vom Regierungsarchiv in Erfurt an das Landeshauptarchiv abgegeben worden.

Zur gleichen Zeit sind wohl die Urkunden des säkularisierten Klosters St. Cyriakus vom Landeshauptarchiv übernommen worden.

Auch das Kartäuserkloster besaß nach einem um 1600 aufgestellten Verzeichnis ein umfangreiches Archiv aus Urkunden und Akten, das gut geordnet war. Die erhaltenen Teile sind auf dem oben angegebenen Weg an das Landeshauptarchiv gelangt.

Dagegen ist das Marienstift im Besitz des größten Teiles seines Archivs geblieben, da die Säkularisation von 1803 nicht die restlose Auflösung zur Folge hatte. An das Landeshauptarchiv sind mehr zufällig einige Urkunden und Akten abgeliefert worden.

Das Archiv des Klosters St. Martini extra enthielt nach einem Verzeichnis des 17. Jahrhunderts 415 Urkunden, von denen nach der Auflösung im Jahr 1819 der größte Teil vom Landeshauptarchiv übernommen wurde.

Ähnlich war das Schicksal der Archivalien des Klosters Neuwerk, die einigermaßen gut erhalten geblieben sind.

Dagegen ist das reiche Archiv des St. Petersklosters schon zur Zeit der Säkularisation nur noch teilweise vorhanden gewesen. Die Mönche gaben damals an, dass es durch einen Brand in der Vergangenheit und durch die Plünderungen im 30jährigen Krieg schwere Schäden erlitten habe. So sind von den 428 Urkunden, die ein früher in der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin aufbewahrtes Kopiar vom Jahr 1480 verzeichnet und für die 1473 ein Archiv eingerichtet wurde, nur noch Bruchstücke erhalten. Nach der Aufhebung des Klosters 1803 kamen die Akten offenbar überwiegend nach Heiligenstadt. Sie gerieten hier und bei der französischen Kriegs- und Domänenkammer in Erfurt später zumeist in Verlust. Vorsätzlich soll auch das Archiv des Severistiftes nach der Säkularisation 1803 zum größten Teil vernichtet worden sein.

Dagegen blieben Nonnen des Ursulinenklosters im Besitz der Archivalien, da das Kloster fortbestand.

In den Jahren 2004/05 wurde das vorhandene handschriftliche Archivfindbuch des Bestandes in eine Access-Datei retrokonvertiert. Auf Grundlage dieser Datei wurde eine Bestandsrevision durchgeführt, in deren Folge die alphanumerischen Signaturen durch laufende Nummern ersetzt wurden. Außerdem wurde eine Klassifikation erstellt und bei einigen Akten eine Präzisierung
vorgenommen.

Die Access-Datei wurde im September 2006 in das vorhandene Archivinformationssystem überführt.

Im Juli 2014 erfolgte eine abschließende inhaltlich/formale Prüfung der Verzeichnungsangaben. In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Laufzeiten überarbeitet, einige Aktentitel angepasst und mehrere Enthältvermerke ergänzt.
Zusatzinformationen:Hinweise auf andere Archive:

Diözesanarchiv Erfurt (Überlieferungen u. a. zum Bischöflichen Generalvikariat Erfurt und zum ehemaligen Domarchiv mit Urkunden und Akten des ehemaligen Stiftes St. Marien).

Hinweise auf Literatur:

Bertram, J.-P.: Das Kirchenwesen Erfurts und seines Gebietes gegen Ausgang des Mittelalters, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen, Heft 7 (1910), S. 1-25.
Beyer, H./Böckner, R.: Kurze Geschichte der Stiftskirche Beatae Mariae Virgnis zu Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Heft 6 (1873), S. 125 ff.
Böckner, R.: Das Peterskloster in Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Heft 10 (1881), S. 1 ff.
Feldkamm, J.: Geschichte der Pfarrei und des Klosters ad. S. Martinum extra zu Erfurt, Paderborn 1916.
Hanappel, M.: Das Gebiet des Archidiakonats Beatae Mariae Virginis Erfurt, Jena 1940.
Kohlschmidt: Die Geschichte des Augustinerklosters zu Erfurt, in: Augustiner-Gemeindeblatt zu Erfurt, Heft 3 (1867), S. 145 ff.
Kurt, Joachim: Die Geschichte der Kartause Erfurt. Montis Sancti Salvatoris 1372-1803, Salzburg 1989.
Müllerott, Hansjürgen: Vom Cyriakskloster zur Cyriaksburg, Arnstadt 1991.
Oergel, G.: Die Karthause zu Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Heft 27 (1906), S. 7 ff.
Simon, Ulrich: Erfurt. St. Martini extra muros, in: Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen (Germania Benedictina IV), St. Ottilien 2011, S. 677-705.

Frühere Bezeichnung des Bestandes: Rep. A 46.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch (GR):
A 36 Geheime Kanzlei (Kabinett) zu Mainz. Akten betr. Erfurt und das Eichsfeld, 1668-1792 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 37b IV Kurmainzische Regierung (Hofrat) zu Mainz (auch sonstige Mainzer Zentralbehörden). Akten betr. Stadt und Gebiet Erfurt, 1418-1803 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 37b V Kurmainzische Regierung (Hofrat) zu Mainz (auch sonstige Mainzer Zentralbehörden). Akten betr. Stadt und Gebiet Erfurt (Nachtrag), 1460-1799 (ca.) (Bestand)

siehe auch (GR):
A 47 I Preußische Kriegs- und Domänenkammer zu Heiligenstadt. Akten betr. das Eichsfeld, Mühlhausen und Nordhausen, 1315-1816 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 37b I Kurmainzische Regierung (Hofrat) zu Mainz (auch andere Zentral-, Mittel- und Unterbehörden). Akten betr. Stadt und Gebiet Erfurt, Grafschaft Gleichen und Herrschaft Kranichfeld, 1202-1817 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 37b III Kurmainzische Regierung (Hofrat) zu Mainz (auch sonstige Mainzer Zentralbehörden). Akten betr. Stadt und Gebiet Erfurt (Nachtrag), 1289-1796 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 43 I Kurmainzische Regierung zu Erfurt, 1282-1850 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 44 Kurmainzische Kammer zu Erfurt, 1281-1826 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 47 II Preußische Kriegs- und Domänenkammer zu Heiligenstadt. Akten betr. das Erfurter Gebiet und die Herrschaft Blankenhain, 1494-1852 (Bestand)

siehe auch (GR):
U 15 Stadt Erfurt: Stifter, Klöster, Kirchen und milde Stiftungen, 0706-1801 (Bestand)

siehe auch (GR):
U 15a Nachtrag Erfurt, 1217-1794 (Bestand)

siehe auch (GR):
A 39b Kurmainzische Hofkammer zu Mainz. Akten betr. Stadt und Gebiet Erfurt, 1480-1803 (Bestand)
 

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