H 183 Gutsarchiv Pouch, 1555-1914 (Bestand)[Location: Wernigerode]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:H 183
Benutzungsort:Wernigerode

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Gutsarchiv Pouch
Laufzeit/Datum (detailliert):1555 - 1914
Laufmeter:8.30
Findhilfsmittel:Findbuch von 2023 (online recherchierbar)
Registraturbildner:Pouch gehört zur Gemeinde Muldestausee, Lkr. Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt.

Der 981 als „urbs Pauc“ erwähnte Burgward auf dem östlichen Muldeufer war seit 1065/70 ein Lehen der Bischöfe von Meißen. Durch die Belehnung der Herzöge von Sachsen-Wittenberg 1332 verblasste die bischöfliche Lehnshoheit, so dass Pouch bald als kursächsisches Lehen galt. Nach 1423 gehörte es zum wettinischen Amt Bitterfeld, das 1657–1738 dem Herzogtum Sachsen-Merseburg unterstand und 1815 an Preußen abgetreten wurde, wo es 1816–1945 der Provinz Sachsen zugeordnet war.

Pouch wurde 1332 von Herzog Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg vom Bistum Meißen als Lehen erworben. 1451 werden Vertreter der Familie von Rabiel (Rabil), einem Adelsgeschlecht slawischer Herkunft, mit Pouch belehnt. Sie teilten das dortige Schloss in Pouch alten Teils (Altpouch) und Pouch neuen Teils (Neupouch). Zu Altpouch, das bereits 1456 im Besitz der Ritter von Ammendorf erwähnt wird, gehörten die Dörfer Friedersdorf, Hohenlubast, Plodda, Schmerz, die "Capellmühle" und die wüsten Marken "Bielau", "Chemnitz", "Kornwedder" und "Lubiz".

Altpouch:
Nach dem Aussterben der Ritter von Ammendorf belehte Kurfürst Friedrich der Weise 1519 den hessischen Grafen Philipp zu Solms-Lich mit Altpouch. Dieser begründete 1537 durch Erwerb der Herrschaft Sonnewalde in der Niederlausitz die Linie Solms-Sonnenwalde (Solms-Sonnewalde), bei der Altpouch bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 verblieb.

Neupouch:
Neupouch, zu dem auch Gossa gehörte, verblieb hingegen zunächst bei der Familie Rabiel. Nach der Wittenberger Kapitulation vom 19. Mai 1547 belehnte Kurfürst Moritz von Sachsen am 8. Juli 1548 die Brüder Simon, Franz und Heinrich Rabiel zu Pouch mit der Hälfte des Schlosses Pouch (= Neupouch) nebst Zubehör. Die Belehnung wurde am 13. Januar 1561 durch Kurfürst August von Sachsen für Kuno Rabiel, den Sohn des verstorbenen Heinrich, und Simon Rabiel erneuert. Am 27. Oktober 1571 und am 3. November 1586 erfolgte abermals eine Neubelehnung, diesmal für Hans Rabiel, den Sohn von Hans Rabiel. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Belehnung stets erneuert. Als Hanß Georg Rabiel 1664 ohne männliche Nachkommen starb, fiel Neupouch an den mitbelehnten Oberstleutnant Hanß Nicol Rabiel zu Schköna.

Im Dezember 1751 gelangte der preußische Kriegsrat Johann Christian Freiherr von Ochsenstein (gest. 1786) bei einer Versteigerung nach Zahlung einer Summe von 51.000 Reichstaler in den Besitz von Neupouch. Ochsenstein war seit 1750 mit Henriette Wilhelmine Juliane zu Solms (1731-1798) verheiratet. Mitbelehnt waren Ochsensteins leiblicher Bruder, der Kaufmann Johann Andreas Ochse aus Halle/S. und dessen Schwager Johann Erasmus Wappler, Bürger und Weinhändler in Leipzig.

Aufgrund von Schulden musste das Gut Neupouch 1777 erneut versteigert werden. Es gelangte gemeinsam mit Frohburg und Kleineschefeld in den Besitz des Kammerkommissionsrats und Kreisamtmanns Johann Gottfried Blümner aus Leipzig. Dieser verkaufte am 9. Oktober 1783 Neupouch an Carl Gottlob von Nostitz-Drzewieky, anhalt-zerbstischer geheimer Ratspräsident. Dessen Schwiegersohn wurde August Christian Ludwig von Wietersheim, der von seinem Schwiegervater 1789 als Mitbelehnter eingesetzt wurde.

Carl Gottlob von Nostitz starb am 10. April 1807 in Pouch und sein einziger Sohn, der Stift-Merseburger Regierungsrat Friedrich Carl Ernst Ferdinand von Nostitz erbte das Mannlehngut Neupouch. August Christian Ludwig von Wietersheim, der damals Kammerherr beim Herzog von Sachsen-Gotha war, erneuerte die Mitbelehnung und starb ohne
männliche Nachkommen am 13. August 1829 in Pouch. Seine Schwester Johann Friederike von Wietersheim erreichte die Umwandlung von Neupouch in ein Allodialgut, worauf das Gut weiterhin im Besitz derer von Wietersheim verblieb, ehe es 1865 die Grafen zu Solms erwarben.

Die vereinigten Rittergüter blieben bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945 im Familienbesitz derer zu Solms-Sonnenwalde.
Bestandsinformationen:Im Rahmen der Bodenreform wurde das enteignete Archiv der vereinigten Güter Alt- und Neupouch 1949 vom Landeshauptarchiv Magdeburg übernommen. Der 8 laufende Meter umfassende Bestand wies nur wenige und völlig unzureichende Altsignaturen auf, die nicht als Grundlage für eine endgültige archivische Ordnung dienen konnten. Daher wurde der gesamte Bestand im Jahr 1962 neu verzeichnet und in die vorliegende Ordnung gebracht. Allerdings wurden dabei die Akten der beiden Rittergüter Alt- und Neupouch nicht konsequent voneinander getrennt, sondern miteinander vermischt.

Nach Abschluss der Erschließungsarbeiten waren bei fast allen Sachgruppen des Bestandes Lücken zu erkennen gewesen, die die Vermutung nahe legen, dass ein beträchtlicher Teil des Bestandes in Verlust geraten sein muss. Das Familienarchiv von Pouch hat dabei zweifellos den größten Verlust erlitten; mit einer Ausnahme beinhaltet es nur Akten der Familie Graf zu Solms. Fener fehlt sämtliche Überlieferung aus der Zeit nach 1914.

Kassationen wurden am Bestand bei der Erschließung 1962 nur in sehr geringem Maße vorgenommen. Sie erstreckten sich ausschließlich auf Rechnungsduplikate und Belege zu vorhandenen Rechnungen.

Die Retrokonversion des Findbuches in eine Access-Datei erfolgte 2006. In diesem Zusammenhang wurden Überarbeitungen an den Verzeichnungsinformationen vorgenommen.

Der Bestand wird auf Grundlage eines 2007 geschlossenen Vertrages als Depositum im Landesarchiv Sachsen-Anhalt verwahrt. Es handelt sich dabei um die Akten H 183, Nr. 1 bis 755. Alle folgenden Nummern (H 184, Nr. 756 bis 858) wurden im September/Oktober 2023 aus dem Bestand D 6 Amt Bitterfeld, E XVIa ff. und D 6 Anhang I, Nr. 41, 50, 348 und 483 sowie D 10 Amt Düben, IV II Nr. 14-27 herausgelöst und in das Gutsarchiv Pouch eingearbeitet.

Im Januar 2014 erfolgte die Migration der Access-Datei zum Bestand in das vorliegende Archivinformationssystem.
Zusatzinformationen:Hinweise auf weitere Bestände:

A 35 Späteres Oberlandes-/Appellationsgericht Naumburg. Ältere Lehnsakten aus den Regierungsbezirken Merseburg und Erfurt N XXIII Nr. 1-5 (Lehnsakten zur Neupouch, 1548-1870)
D 6 Amt Bitterfeld
D 10 Amt Düben (Nachtrag)
H 196 Gutsarchiv Rösa

Hinweise auf Literatur:

Adelsarchive im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt. Übersicht über die Bestände, bearb. von Jörg Brückner, Andreas Erb und Christoph Volkmar (Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; 20), Magdeburg 2012.
Kneschke, E. H.: Neues allgemeines deutsches Adelslexikon, Bd. 8, Leipzig 1868, S. 523-526.
Kratzsch, J. F.: Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher in dem Departement des Königlich Preußischen Oberlandesgericht von Sachsen zu Naumburg belegegenen Städte, Flecken, Dörfer, Vorwerke u.s.w., Zeitz 1827, S. 16-17, 289.
Ledebur, von: Adelslexikon der preußischen Monarchie, Bd. 2, Berlin o. J., S. 247.
Schumann, August: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Bd. 7, Zwickau 1821, S. 543-544.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
D 6 Amt Bitterfeld, 1526-1943 (Bestand)
 

URL for this unit of description

URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4774
 
Home|Login|de en fr
Landesarchiv Sachsen-Anhalt :: Online research