Identifikation |
Signatur: | A 4b |
Benutzungsort: | Magdeburg |
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Form-/Inhaltsangaben |
Titel: | Stift St. Nikolai zu Magdeburg |
Laufzeit/Datum (detailliert): | (1363) 1519 - 1812 |
Laufmeter: | 9.60 |
Findhilfsmittel: | Findbuch 2017 (online recherchierbar) |
Registraturbildner: | Syndikus und Kämmerer des Stifts St. Nikolai.
Als Gründer des St. Nikolaistifts ist nach den Gesta archiepiscopatus Magdeburgensis Erzbischof Adelgot anzusehen. Zwar ist keine Stiftungsurkunde überliefert, jedoch muss die Gründung des Kollegiatstifts in den Jahren 1107/08 an der Taufkapelle vor dem Dom erfolgt sein, da eine Güterschenkung des Domherrn Bernhard von 1108 schon die Kanoniker von St. Petri et Nicolai bedenkt. Die Stiftskirche war ursprünglich nach Petrus und Nicolaus benannt, doch fiel der Name des Apostelfürsten später weg.
Anfang des 14. Jahrhunderts, wohl um 1310, fand eine Verlegung des Stifts in die Nordwestseite des Domplatzes (damals Neuer Markt) statt, da Kirche und Stiftsgebäude einer Erweiterung des Domes Richtung Westen im Weg gestanden hatten. An dieser Stelle verblieb zumindest die Stiftskirche bis zu ihrem Abriss.
Aus einer Privilegienbestätigung, die Erzbischof Norbert im Jahr 1131 von Papst Innocenz II. erwirkte, ist St. Nikolai unter den erzstiftischen Eigenstiften und -klöstern aufgeführt. Demgemäß bezeichnet auch Erzbischof Wichmann die Stiftskirche im Jahr 1168 als dem erzbischöflichen Patrozinium unterworfen.
Hieraus begründet sich auch, weshalb der Propst des Stifts vom Domkapitel aus dessen Angehörigen bestimmt wurde (vgl. A 3, Nr. 927). Die Verwaltung des Stifts führte demgegenüber der Dekan. Neben ihm lassen sich weitere Dignitäten wie bei anderen Kollegiatstiften nachweisen. Bereits seit dem 13. Jahrhundert ist eine Gliederung der Pfründen in größere, mittlere und kleinere nachweisbar. Im 18. Jahrhundert lassen sich dann 11 Majorpräbenden, 8 Medii und 4 Minores feststellen. Syndikus und Kämmerer verwalteten hingegen Gericht und Einkünfte.
Der Besitz des Stiftskapitels umfasste vor allen neun Siedlungen: Im Saalkreis die Ortschaften Hohenedlau und Mitteledlau, im Holzkreis den Ort Klein Drackenstedt, im Jerichower Kreis die Orte Mosan bei Körbelitz, Niendorf bei Biederitz, Nienholt bei Zipkeleben und im Anhaltischen die Ortschaften Dodewitz, Unstaden und Zernitz bei Zerbst. In diesen Dörfern besaß das Stift die Gerichtsbarkeit. Neben diesen Stiftsdörfern standen dem Stift Gefälle aus zahlreichen anderen Orten zu.
Gegenüber der Reformation verhielt sich das Stift zunächst ablehnend. Erst im Jahr 1567, als auch das Domkapitel einen protestantischen Domprediger anstellte, wandte sich das Kollegiatstift allmählich vom katholischen Glauben ab. 1573 trat das St. Nikolaistift durch Anstellung des Stiftspredigers Martin Gallus zum evangelischen Glauben über. Durch die in der Folge zunehmende Einflussnahme des Landesherrn auf das Stift wandelten sich die Kanonikate zu reinen Versorgungsstellen für Adel, Beamte und Offiziere. So fand im 18. Jahrhundert kein Gottesdienst mehr statt. Nur die Horen wurden von vier Vikaren und vier Choralen noch viermal vor- und nachmittags gesungen.
Nachdem die französische Garnison bereits 1806 die Kirchengebäude für ihre Zwecke genutzt hatte, hob die westphälische Regierung im Jahr 1810 das Stift endgültig auf. Die ehemalige Stiftskirche wurde 1959 abgerissen. |
Bestandsinformationen: | Das ältere Archiv wurde in der üblichen Weise in einer als cista bezeichneten Lade aufbewahrt (Cop., Nr. 342, Bl. 31). In dieser befanden sich offenbar noch kleinere Schachteln. Als Aufbewahrungsort diente vermutlich das gremarium, worunter wohl der Kapitelsaal des Kollegiatstifts zu verstehen ist (Cop., Nr. 342, Bl. 57v). Dieses ältere Archiv ging im Dreißigjährigen Krieg fast gänzlich verloren. Über die Zerstörung des älteren Archivs sind nur wenige Informationen überliefert worden. So ist einem vom Sekretär, Kämmerer und Vikar des Kollegiatstifts, Zacharius Faber, im Jahr 1638 angefertigten Register zu entnehmen, dass sämtliche Register und Urkunden bei einem Brand im Jahr 1631 zerstört worden seien (A 4b, Anh. Nr. 2, Bl. 1r). Als wichtigstes erhaltenes Archivale des älteren Archivs ist das unter der Signatur Cop., Nr. 342 verwahrte Kopialbuch "Copiale ecclesiae des St. Nikolaistifts zu Magdeburg" zu verstehen. Dieses war nach der Auflösung des Stifts zunächst in die Universitätsbibliothek Göttingen gelangt, ehe es auf Anforderung der preußischen Behörden 1845 an das Staatsarchiv Magdeburg abgegeben wurde.
Die neueren Akten des St. Nikolaistifts sind nach Aufhebung des Stifts 1810 mit dem Archiv des Domkapitels Magdeburg räumlich verbunden worden und mit diesem an das Provinzialarchiv gekommen. Die Urkunden wurden gesondert aufgestellt (U 3, 02.). Der letzte Teil der Akten kam um 1900 aus dem Regierungsarchiv Magdeburg (ehemaliger Anhang). Die Kirchen- und Schulsachen befinden sich überwiegend im Bestand A 12.
Durch den Verlust des älteren Archivs setzen mit wenigen Ausnahmen die Archivalien des vorliegenden Bestandes erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein und reichen bis in die Zeit der Auflösung des Stifts. Diese Archivalien waren bisher nur über zwei Findmittel (alphabetische und chronologische Reihung) aus dem Jahr 1793 zugänglich (A 4b, Nr. Anh. Nr. 55 Bd. 1-2).
Im April 2017 erfolgte die Retrokonversion dieser Verzeichnungsinformationen in das vorliegende Archivinformationssystem. In diesem Zusammenhang fand nicht nur eine Revision des Bestandes statt, sondern es wurden unter Hinzuziehung der Akten umfangreiche Verbesserungen an den ursprünglichen Verzeichnungsinformationen vorgenommen. Dabei wurden auch zahlreiche Enthält-Vermerke ergänzt und die Laufzeiten der Akten überprüft, ergänzt bzw. korrigiert. Des Weiteren wurden einige bisher unerschlossene Akten verzeichnet. Da der Bestand bisher über keine Gliederung verfügte, musste eine an den Aufgaben, der Struktur und den Funktionen des St. Nikolaistifts sich orientierende Systematik erstellt werden. Abschließend wurden die Registraturbildner- und Bestandsinformationen überarbeitet sowie ein neues Findbuch erstellt. |
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URL: | https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4560 |
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