Identifikation |
Signatur: | I 532 |
Benutzungsort: | Merseburg |
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Form-/Inhaltsangaben |
Hinweis: | Der Bestand enthält Archivgut, das personenbezogenen Schutzfristen gemäß § 10 Abs. 3 Satz 2 ArchG LSA unterliegt und bis zu deren Ablauf nur im Wege einer Schutzfristenverkürzung gemäß § 10 Abs. 4 Satz 2 ArchG LSA oder eines Informationszuganges gemäß § 10 Abs. 4a ArchG LSA zugänglich ist. |
Titel: | IG Farbenindustrie AG, Farbenfabrik Wolfen |
Laufzeit/Datum (detailliert): | 1878 - 1955 |
Weitere Hilfsmittel (PDF): | siehe unten unter »Dateien« Zwangsarbeiterinventar |
Laufmeter: | 70.60 |
Findhilfsmittel: | Findbuch (online recherchierbar) |
Registraturbildner: | Die im Jahr 1867 gegründete Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (Agfa), Berlin, betrieb ein Werk in Berlin-Treptow zur Farbenherstellung und ein Werk in Berlin-Rummelsburg für die Fabrikation von Zwischenprodukten. 1894 gründete sie auf Veranlassung von Dr. Franz Oppenheim im Bitterfelder Braunkohlenrevier ein weiteres Werk, das 1896 auf der Flur des Ortes Greppin (bei Wolfen) in Betrieb genommen wurde. Vorteil dieser Lage waren die kostengünstige Versorgung mit Braunkohle und die Versorgung mit Wasser aus der Mulde. Hauptsächliche Produkte waren Farbstoffe und deren Ausgangsmaterialien. In der Zwischenproduktenabteilung wurden ausgehend vom Benzol und Naphthalin deren Chlor-, Nitro- und Sulfoderivate hergestellt. Die benötigten anorganischen Chemikalien wie Chlor, Schwefel-, Salz- und Salpetersäure wurden in eigenen neu errichteten Anlagen erzeugt. Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges erfolgte eine teilweise Umstellung der Produktion auf die Herstellung von Salpeter und Salpetersäure zur Fertigung von Sprengstoffen. Nach dem Krieg verwendete man diese Anlagen zur Produktion von hochwertigem stickstoffhaltigem Kunstdünger. Mit dem Zusammenschluss der deutschen Farbenfabriken 1925 wurde das Wolfener Werk ein Betrieb der Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG (IG Farbenindustrie AG), Frankfurt (Main). Wolfen blieb in erster Linie Herstellerin der blauen und schwarzen Azofarbstoffe und der Sudanfarbstoffe. Im Jahr 1930 wurde in Wolfen die Vanillinproduktion aufgenommen, im Jahr 1932 die Riechstoffherstellung. Die Azofarben wurden für die Färbung von Wolle, Baumwolle und Kunstseide (Viskose- und Azetatseide) benötigt. Neben den Textilfarben waren auch Lebensmittelfarben, fettlösliche Farben, Pelzfarben, Färbereihilfsprodukte und Schädlingsbekämpfungsmittel wichtige Artikel. Sehr guten Absatz fand auch das seit 1938 zur Kesselwasserentsalzung von Kraftwerken und Reinstwasserherstellung produzierte Wofatit (Wolfener Farbenfabrik Permutit-Ersatz). Im Werk war eine Verbindungsstelle zur Wehrmacht, die sogenannte "Vermittlungsstelle W“, ansässig und es erfolgte die Produktion kriegswichtiger Stoffe. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion von Schwefelsäure erhöht. Diese wurde aus Calciumsulfat (Gips) hergestellt, um unabhängig von ausländischen Kiesen zu sein. Bei dieser Art der Herstellung entstand gleichzeitig ein vollwertiger Zement, der stark nachgefragt wurde. 1941 begann man mit der Herstellung seifenartiger Produkte wie Mersol und Mersolat, um die heimische Wirtschaft vom Bedarf an natürlichen Fetten unabhängig zu machen. Zu den Wohlfahrtseinrichtungen des Werkes gehörten Krankenpflege, Entbindungsheim, Badeanstalt, Sportpflege, Pensionskassen, Erholungsheime, Speisungen der Belegschaft sowie werkseigene Wohnungen. Die Belegschaft betrug am 1. Januar 1919 etwa 3600 Arbeiter, 1933 nur noch die Hälfte. Während des Zweiten Krieges mussten die deutschen Arbeiter vielfach von ausländischen Arbeitskräften (Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen) ersetzt werden, die in verschiedenen Lagern bei Bitterfeld untergebracht waren. Im April 1945 gab es erhebliche Zerstörungen durch auf das Werksgelände übergreifende Kampfhandlungen. Am 19. April 1945 erfolgte die Schließung der Farbenfabrik Wolfen. 1947 ging sie als Abteilung der Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) "Kraska" in den Besitz der UdSSR über, 1952 an die DDR zurück. |
Bestandsinformationen: | Die Unterlagen der Farbenfabrik Wolfen wurden zunächst im in den fünfziger Jahren eingerichteten Betriebsarchiv des VEB Farbenfabrik Wolfen verwahrt. Nach der Bildung des VEB Chemiekombinates Bitterfeld durch Vereinigung der VEB-Betriebe Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld (EKB) und Farbenfabrik Wolfen (beide 1952 bis 1969) vereinigte man auch deren Betriebsarchive. Im Rahmen der Aufarbeitung der Kriegsverbrechen Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde der Betreuung der Archive und der Auswertung der Unterlagen der IG-Farben-Betriebe verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Die Erarbeitung der archivalischen Quellennachweise zur Geschichte der chemischen Industrie ermöglichte die intensive Verzeichnung der IG-Farben-Bestände. Ende des Jahres 1984 erfolgte die Übergabe des Bestandes an das Staatsarchiv Magdeburg. Im Jahre 1994 gelangte der Bestand zuständigkeitshalber in das neu gegründete Landesarchiv Merseburg. |
Zusatzinformationen: | Literatur: Plumpe, Gottfried: Die IG Farbenindustrie AG. Wirtschaft, Technik und Politik 1904-1945, Berlin 1990.- Bitterfelder Chronik. 100 Jahre Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen, Hrsg. Vorstand der Chemie AG Bitterfeld-Wolfen, 1993.- Menzel, Kurt: Ausländische Zwangsarbeiter im Kreis Bitterfeld 1939 - 1945. Lagerstandorte und der Arbeitseinsatz von zivilen ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, Bitterfeld 2007.
Ergänzende Bestände: I 509 VEB Chemiekombinat Bitterfeld I 533 VEB Farbenfabrik Wolfen |
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Files |
Files: | - LHASA_Zwangsarbeiterinventar_MER.pdf
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URL for this unit of description |
URL: | https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=7312 |
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