F 506 Deutsche Grube AG, Grubenverwaltung Bitterfeld, 1847-1950 (Bestand)[Location: Merseburg]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:F 506
Benutzungsort:Merseburg

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Deutsche Grube AG, Grubenverwaltung Bitterfeld
Laufzeit/Datum (detailliert):1847 - 1950
Weitere Hilfsmittel (PDF):siehe unten unter »Dateien« Zwangsarbeiterinventar
Laufmeter:2.00
Findhilfsmittel:Findbuch (online recherchierbar)
Registraturbildner:Die Braunkohlengrube „Deutsche Grube“ wurde im Jahr 1847 im Bitterfelder Braunkohlenrevier gegründet. Der Aufschluss der Grube erfolgte ein Jahr später als Privatkohlengrube „Deutsche Grube Nr. 64 bei Bitterfeld“.
Bereits zwei Jahre nach ihrer Inbetriebnahme musste die Grube aufgrund von ständigen Wassereinbrüchen stillgelegt werden. Erst mit der Lieferung einer Dampfmaschine konnte der Abbau zu Beginn des Jahres 1850 fortgesetzt werden. Zur gleichen Zeit ließ der damalige Verwalter Gustav Bauermeister die erste Schienenbahn im Bitterfelder Braunkohlenrevier errichten.
Unter der Verwaltung durch Gustav Bauermeister erlebte die Grube ihre erste wirtschaftliche Blütezeit. Im Jahr 1854 erwarb Bauermeister dann die „Deutsche Grube“ mit allen ihren Besitzungen. Weiterhin initiierte Bauermeister, gemeinsam mit anderen, die Errichtung der Kohlebahn zwischen Dessau und Bitterfeld, welche im Jahr 1857 eröffnet wurde. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn stiegen die bis dahin nur sehr begrenzten Absatzmöglichkeiten. In der „Deutschen Grube“ lag die Jahresabsatzmenge im Jahr 1857 noch bei ca. 80.000 t Kohle, im Jahr 1862 bereits bei 423.000 t Kohle. Bitterfelder Kohle wurde zum wichtigsten Energielieferanten der Region. Die Expansion des Unternehmens hielt bis 1885 stetig an. Bis zu diesem Zeitpunkt umfassten die Werke von „Bauermeister und Söhne“ u.a. verschiedene Kohlengruben, drei Brikettfabriken, zwei Dampfziegeleien und eine Röhrenfabrik. In den Kohlengruben fanden sich drei Kettenbahnen, eine Seilbahn, drei Ziegelpressen und eine Röhrenpresse.
In den 1890er Jahren begann man mithilfe externer Firmen die ersten Eimerbagger für Abraumtätigkeiten einzusetzen. Im gleichen Zeitraum begann die Ansiedlung der chemischen Industrie in der Region Bitterfeld-Wolfen, darunter befand sich auch die „Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation Wolfen“. Der Bedarf der chemischen Industrie war enorm. Effizientere Betriebsmethoden mussten eingeführt werden. Die notwendigen Investistionen überstiegen die Finanzkraft des Unternehmens, was zur Umwandlung in die „Deutsche Grube AG" im Jahr 1909 führte.
Der zunehmende Druck durch die Expansion der chemischen Industrie zu Beginn des Ersten Weltkriegs machte sich schnell bemerkbar. Bereits im Jahr 1918 ging die „Deutsche Grube AG“ in den Besitz der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (AGFA) über, welche ab dem Jahr 1925 unter dem Namen „I.G. Farbenindustrie A.G.“ bekannt wurde. Dadurch gehörten nun auch die Grube „Hermine“ und „Elsa“ mit zum Unternehmenskomplex.
Nach einem kurzen Aufschwung kam es jedoch zum abrupten Ende des wirtschaftlichen Wachstums aufgrund der Weltwirtschaftskrise. Auch die „Deutsche Grube“ musste im Jahr 1934 vorübergehend stillgelegt werden. Die Neuerrichtung der Grube war eng verbunden mit dem Einsatz der Großraumförderung, eine Technologie, die seit 1928 im Bitterfelder Braunkohlenrevier eingesetzt wurde. Im Jahr 1935 wurde in der „Deutschen Grube“ erstmals der Abraumbagger D 100 eingesetzt, damals der größte seiner Art auf der Welt.
Der Übergang in die Kriegswirtschaft bedeutete für den Braunkohlenbau erneut einen Aufschwung. Die Förderleistung konnte zwischen den Jahren 1933 und 1939 im gesamten Revier verdoppelt werden. Nach der Kriegsniederlage kam die Produktion gänzlich zum Erliegen.
Unter der sowjetischen Militäradministration konnten nicht alle ehemaligen Braunkohlenunternehmen wiederbelebt werden. Die Demontage der Werke der „Deutschen Grube AG“ wurde 1945 beschlossen und dauerte bis 1947/1948. Die Neustrukturierung des Bitterfelder Braunkohlenreviers im Jahr 1948 belegt, dass der Abbau in der „Deutschen Grube“ nicht wiederaufgenommen worden ist. Lediglich der Tagebau „Freiheit I“ (ehemals „Pistor“) wurde in das BKW „Freiheit“ integriert. Dort wurde noch bis zum Jahr 1954 Braunkohle abgebaut.
Bestandsinformationen:Der Bestand wurde im Jahr 1977 durch den VEB Braunkohlenkombinat Bitterfeld an das Staatsarchiv Magdeburg (Zug Nr. 21/77) abgegeben. Im Zuge der Neustrukturierung des Landeshauptarchivs nach der innerdeutschen Wende kam der Bestand zuständigkeitshalber nach Merseburg. Hier wurden der Bestand und ein zugehöriger Nachtrag revidiert und erschlossen.
 

Files

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  • LHASA_Zwangsarbeiterinventar_MER.pdf
 

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