P 513 Aktions- und Arbeitsgemeinschaften der KPD/SPD im Unterbezirk/Parteibezirk Halle-Merseburg bzw. Halle, 1946 (Bestand)[Location: Magdeburg]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:P 513
Benutzungsort:Magdeburg

Form-/Inhaltsangaben

Hinweis:Der Bestand enthält Archivgut, das personenbezogenen Schutzfristen gemäß § 10 Abs. 3 Satz 2 ArchG LSA unterliegt und bis zu deren Ablauf nur im Wege einer Schutzfristenverkürzung gemäß § 10 Abs. 4 Satz 2 ArchG LSA oder eines Informationszuganges gemäß § 10 Abs. 4a ArchG LSA zugänglich ist.
Titel:Aktions- und Arbeitsgemeinschaften der KPD/SPD im Unterbezirk/Parteibezirk Halle-Merseburg bzw. Halle
Laufzeit/Datum (detailliert):1946
Laufmeter:0.02
Findhilfsmittel:Findbuch (online recherchierbar)
Registraturbildner:Mit dem Aktionsabkommen des ZK der KPD und des Zentralausschusses der SPD vom 19. Juni 1945 schufen die Parteien eine organisatorische Grundlage dafür, gemeinsam die dringendsten Aufgaben des Wiederaufbaus in Angriff zu nehmen. Entsprechende Ausschüsse, die sich paritätisch aus Mitgliedern beider Parteien zusammensetzten, entstanden auch unter der Bezeichnung der Aktions- und Arbeitsgemeinschaften auf regionaler und kommunaler Ebene. Für die Provinz Sachsen ist die Bildung derartiger Aktionsausschüsse allerdings kaum belegt. Hier realisierte sich Aktionseinheit offensichtlich eher über die Blockpolitik, die Gewerkschaftsarbeit oder gemeinsame Aktionen und Tagungen. In allen Bezirks- und Ortsgliederungen wurden gemeinsame Parteikonferenzen abgehalten. Es kam zur Bildung paritätisch besetzter Einheitskomitees, welche die praktische Arbeit beider Parteien faktisch immer mehr leiteten. Für die Provinz Sachsen wurde durch Beschluss des Provinzialvorstandes der SPD und der Bezirksleitung der KPD am 6. Februar 1946 ein »Organisationskomitee der einheitlichen Arbeiterpartei« gebildet, welches die Vereinigung beschleunigen und vorbereiten sollte. Es bestand aus je sechs Vertretern beider Parteien. Das Komitee hatte die Aufgabe, die praktische Aktionseinheit auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens herzustellen. Die Parteien behielten zwar formal noch ihre Selbstständigkeit, Beschlüsse des Komitees waren aber verbindlich. Das Komitee setzte als Arbeitsausschüsse folgende Kommissionen ein: Bereinigungskommission, Wirtschaftskommission (Industrie, Bergbau, Verkehr), Agrarpolitische Kommission (Landwirtschaft, Ernährung), Gewerkschafts- und Genossenschaftskommission, Volksbildungkommission (Kultur- und Schulfragen), Frauen- und Jugendkommission, Kommunal- und Sozialpolitik, Agitation und Propaganda. Vergleichbare Ausschüsse entstanden in der Folgezeit auch als Ortsgruppen und auf Kreis- und Bezirksebene. Die Organisationskomitees waren paritätisch besetzt und nahmen strukturell und oft auch personell die neuen SED-Parteivorstände voraus.
Durch das Wirken der Organisationskomitees verselbständigte sich der Vereinigungsprozess. Das Provinzkomitee hatte beschlossen, den Zusammenschluss von KPD und SPD bis zur Bezirksebene bereits vor dem Provinzialparteitag durchzuführen: in den Grundorganisationen zwischen dem 20. Februar und dem 9. März, in den Kreisen zwischen dem 10. und 21. März und in den Bezirken am 30./31. März. Somit wurde die Vereinigung regional eher vollzogen als auf zentraler Ebene. Am 7. April 1946 tagten die letzten selbstständigen Provinzialparteitage beider Parteien, bevor am Folgetag auf dem Vereinigungsparteitag der Zusammenschluss zur SED für die Provinz Sachsen beschlossen wurde. Für die sowjetische Besatzungszone erfolgte die Bildung der Einheitspartei am 21./22. April 1946 in Berlin.
Bestandsinformationen:Bei der Übernahme der Akten aus der Altregistratur der Bezirksleitung Halle in das 1963 gegründete Parteiarchiv konnten nur wenige Bände KPD- und SPD-Unterlagen ermittelt werden, weitgehend ohne innere Ordnung. Die Akten wurden nicht an das Parteiarchiv abgegeben, sondern von den Mitarbeitern entdeckt und sichergestellt. Es wurde eine erste grobe Ordnung geschaffen und Akteneinheiten formiert. Weitere Zugänge erfolgten vermutlich aus Abgaben der SED-Kreisleitungen. Ein Arbeitsbericht aus Halle meldete Mitte 1964 die Übernahme des Archivgutes der Jahre 1945-1960 aus den Strukturteilen der Partei als abgeschlossen. Viele Akten, vor allem der KPD-Leitungen, waren durch die entsprechenden SED-Organisationen weitergeführt worden. Die Unterlagen aus der Zeit vor Gründung der SED wurden bei der Bearbeitung in den BPA zumindest teilweise aus diesen Akten herausgelöst und der Überlieferung der beiden Vorgängerparteien zugeordnet. Bei den heute als KPD- oder SPD-Beständen vorliegenden Unterlagen handelt es sich also (überwiegend) nicht um organisch gewachsenes Schriftgut, sondern um nachträglich unter strukturellen oder sachlichen Gesichtspunkten formierte Akten.
Die Überlieferung ist aus den geschilderten Gründen insgesamt gering und sehr bruchstückhaft.
In der nur wenige Akten umfassenden Gruppe »Aktions- und Arbeitsgemeinschaften der KPD und SPD 1945/1946« vermischt sich die Überlieferung der auf Grundlage der Vereinbarung von KPD und SPD vom Juni 1945 geschaffenen gemeinsamen Ausschüsse und der in Vorbereitung der Schaffung einer Einheitspartei gebildeten paritätischen Organisationskomitees. Da sich Aktionseinheit und Arbeits-gemeinschaft der beiden Arbeiterparteien in der Provinz Sachsen organisatorisch kaum manifestiert haben, sind hierzu auch wenige Schriftstücke überliefert. Ab Februar 1946 kommen die Unterlagen der Organisationskomitees hinzu. Sie enthalten unter anderem Dokumente über die Aufstellung der einzelnen Kommissionen der Organisationskomitees, Protokolle von gemeinsamen Funktionärskonferenzen und der Sitzungen einzelner Komitees. Möglicherweise hat eine saubere Trennung hier auch deshalb nicht stattgefunden, weil beide Gremien mitunter personell identisch waren.
Von den Organisationskomitees für die Kreise Querfurt und Wittenberg sowie für die Ortsgruppen Bad Schmiedeberg und Gräfenhainichen liegt jeweils eine Akte vor.
Auf der Grundlage des am 28. Dezember 1992 zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem Landesvorstand der PDS Sachsen-Anhalt geschlossenen Einbringungsvertrages wurden die Bestände des ehemaligen SED-Bezirksparteiarchivs Halle im Jahr 1993 in das Landesarchiv Merseburg übernommen.
Zusatzinformationen:Insbesondere auch hinsichtlich der organisations- und bestandsgeschichtlichen Angaben wird auf die folgende Publikation verwiesen:
Die Überlieferung von KPD und SPD 1945/46 sowie der Antifa-Ausschüsse der KPTsch im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt. Bearb. von Andrea Buse, Jana Lehmann, Dirk Schleinert, Angelika Sell, Uta Thunemann. Hrsg. vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt im Auftrag des Ministeriums des Innern des Landes Sachsen-Anhalt. Magdeburg, 2006
(Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt, Reihe A: Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; Bd. 19).
 

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