P 506 KPD-Bezirksleitung der Provinz Sachsen, 1945-1946 (Bestand)[Location: Magdeburg]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:P 506
Benutzungsort:Magdeburg

Form-/Inhaltsangaben

Hinweis:Der Bestand enthält Archivgut, das personenbezogenen Schutzfristen gemäß § 10 Abs. 3 Satz 2 ArchG LSA unterliegt und bis zu deren Ablauf nur im Wege einer Schutzfristenverkürzung gemäß § 10 Abs. 4 Satz 2 ArchG LSA oder eines Informationszuganges gemäß § 10 Abs. 4a ArchG LSA zugänglich ist.
Titel:KPD-Bezirksleitung der Provinz Sachsen
Laufzeit/Datum (detailliert):1945 - 1946
Laufmeter:0.44
Findhilfsmittel:Findbuch (online recherchierbar)
Registraturbildner:Der Wiederaufbau der KPD nach Kriegsende vollzog sich unter zentraler Anleitung durch das Berliner Zentralkomitee von oben nach unten. Bereits einen Tag nach Erlass des Befehls Nr. 2 der SMAD trat die KPD am 11. Juni 1945 mit ihrem Gründungsprogramm an die Öffentlichkeit. In den sowjetisch besetzten Gebieten erhielt die Organisation der Partei zudem nachhaltige Unterstützung durch die sowjetische Militärverwaltung. Bemühungen um eine Wiedergründung der KPD setzten aber bereits viel früher ein. In der Provinz Sachsen ging der organisatorische Aufbau von Halle und Magdeburg aus, wobei der Schwerpunkt zunächst auf Halle und dem Saalkreis lag. Unmittelbar nach der Besetzung der Stadt durch amerikanische Streitkräfte am 18. April 1945 begann hier die Neuorganisation der KPD in den einzelnen Stadtteilen. In einer ersten Zusammenkunft am 22. April wurde die Beibehaltung der alte Stadtteileinteilung (Nord, Ost, Süd, West, Zentrum) beschlossen und Stadtteilleiter benannt. Nur einen Tag später wurde die »Parteileitung für Halle und Umgebung« gewählt. Am 29. April 1945, noch unter den Bedingungen der Halblegalität, konstituierte sich die Stadtleitung Halle zugleich als provisorische Bezirksleitung für den Parteibezirk Halle-Merseburg. Eine illegale Parteiarbeitertagung bestätigte Ende Mai diese »engere Bezirksleitung der KPD«. Da sich ihr Aufgabengebiet auf das Stadtgebiet Halle/Saalkreis und zugleich auf den gesamten Parteibezirk erstreckte, wurden auf der Bezirksleitungssitzung vom 14. Juni 1945 für einige Ressorts zwei Vertreter eingesetzt: Ein Genosse war dabei jeweils für den Gesamtbezirk verantwortlich, der andere für Halle und den Saalkreis. Nach der Legalisierung der Partei in der sowjetisch besetzten Zone konnte der Wiederaufbau forciert werden. Ihre Organisationsstruktur wurde der von der sowjetischen Besatzungsmacht geschaffenen Verwaltungsstruktur angepasst. An die Stelle der alten Parteibezirke aus der Zeit vor 1933 traten somit (neben Berlin) fünf Bezirke, deren Zuschnitt mit den neugebildeten Provinzen/Ländern übereinstimmte. Für die Provinz Sachsen bedeutete dies die Zusammenfassung der Parteibezirke Halle-Merseburg und Magdeburg-Anhalt. Geleitet wurde die Parteiorganisation der Provinz durch die Bezirksleitung (nicht Provinzialleitung!) der KPD. Sie hatte, ebenso wie die Provinzial- bzw. Landesregierung, ihren Sitz in Halle. Auf der ersten provinzweiten Funktionärskonferenz am 20. Juli 1945 in Köthen wurde die neue Struktur der KPD-Organisation in der Provinz Sachsen festgelegt. Der Parteibezirk untergliederte sich entsprechend der staatlichen Einteilung (Bezirksverwaltungen Merseburg, Magdeburg und Dessau) in die drei Unterbezirke Halle-Merseburg, Magdeburg und Dessau. Weitere Gliederungsstufen unter den Unterbezirksleitungen waren Kreisleitungen, Stadt- und Ortsleitungen. In Großstädten wurden teilweise Straßen- oder Stadtteilgruppen gebildet. Auf der Köthener Parteikonferenz konstituierte sich auch die Bezirksleitung neu. Die provisorische Bezirksleitung in Halle wurde zum Kern einer für die ganze Provinz verantwortlichen Parteileitung. Hinsichtlich der Selbstbezeichnung der Organisationseinheiten findet sich in den Akten in dieser Zeit noch kein einheitliches Bild. So wird für Kreisleitungen zeitweise noch entsprechend der Vorkriegstradition die Bezeichnung »Unterbezirk« verwendet, während dieser Begriff jetzt die Organisationseinheiten auf der Ebene der Bezirksverwaltungen bezeichnete. Bei der Zuordnung der Kreise zu den Bezirksverwaltungen und entsprechenden KPD-Unterbezirken gab es im Laufe des Jahres 1945 noch
mehrfache Veränderungen. Unterste Parteigliederungen waren statt der früheren Zellen die wesentlich größeren Betriebs- und Wohngebiets- bzw. Straßengruppen. Einen besonderen Stellenwert maß die KPD der Schaffung und Konsolidierung von Betriebsgruppen bei. Besondere Förderung erhielten Gliederungen von Großbetrieben. Im September 1945 war der Organisationsprozess der KPD weitgehend abgeschlossen.
Bestandsinformationen:Bei der Übernahme der Akten aus der Altregistratur der Bezirksleitung Halle in das 1963 gegründete Parteiarchiv konnten nur wenige Bände KPD- und SPD-Unterlagen ermittelt werden, weitgehend ohne innere Ordnung. Die Akten wurden nicht an das Parteiarchiv abgegeben, sondern von den Mitarbeitern entdeckt und sichergestellt. Es wurde eine erste grobe Ordnung geschaffen und Akteneinheiten formiert. Weitere Zugänge erfolgten vermutlich aus Abgaben der SED-Kreisleitungen. Ein Arbeitsbericht aus Halle meldete Mitte 1964 die Übernahme des Archivgutes der Jahre 1945-1960 aus den Strukturteilen der Partei als abgeschlossen. Viele Akten, vor allem der KPD-Leitungen, waren durch die entsprechenden SED-Organisationen weitergeführt worden. Die Unterlagen aus der Zeit vor Gründung der SED wurden bei der Bearbeitung in den BPA zumindest teilweise aus diesen Akten herausgelöst und der Überlieferung der beiden Vorgängerparteien zugeordnet. Bei den heute als KPD- oder SPD-Beständen vorliegenden Unterlagen handelt es sich also (überwiegend) nicht um organisch gewachsenes Schriftgut, sondern um nachträglich unter strukturellen oder sachlichen Gesichtspunkten formierte Akten.
Die Überlieferung ist aus den geschilderten Gründen insgesamt gering und sehr bruchstückhaft. Am besten dokumentiert ist die Tätigkeit der Kommunistischen Partei in der Provinz Sachsen. Die entsprechenden Bestände der BPA Halle und Magdeburg umfassen insgesamt 70 Akten. Wegen der Geringfügigkeit der Überlieferung wurden nach der Übernahme der BPA in die Landesarchive für die Ebene unterhalb der Provinz zusammengefasste Bestände gebildet. Dabei bilden jeweils die Organisationseinheiten eines Unterbezirkes/Parteibezirkes einen Bestand. In der Abteilung Merseburg finden sich deshalb neben dem Bestand der KPD-Bezirksleitung der Provinz Sachsen die Bestände KPD-Organisationseinheiten im Unterbezirk Halle-Merseburg und KPD-Organisationseinheiten im Unterbezirk Dessau. Da in den BPA keine konsequente Bestandstrennung erfolgt ist, enthalten darüber hinaus die Bestände zahlreicher SED-Organisationseinheiten in unterschiedlichem Umfang Schriftgut aus der Zeit bis zur Gründung der Einheitspartei. Überwiegend ist dies der KPD zuzuordnen.
Auf der Grundlage des am 28. Dezember 1992 zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem Landesvorstand der PDS Sachsen-Anhalt geschlossenen Einbringungsvertrages wurden die Bestände des ehemaligen SED-Bezirksparteiarchivs Halle im Jahr 1993 in das Landesarchiv Merseburg übernommen.
Zusatzinformationen:Insbesondere auch hinsichtlich der organisations- und bestandsgeschichtlichen Angaben wird auf die folgende Publikation verwiesen:
Die Überlieferung von KPD und SPD 1945/46 sowie der Antifa-Ausschüsse der KPTsch im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt. Bearb. von Andrea Buse, Jana Lehmann, Dirk Schleinert, Angelika Sell, Uta Thunemann. Hrsg. vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt im Auftrag des Ministeriums des Innern des Landes Sachsen-Anhalt. Magdeburg, 2006
(Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt, Reihe A: Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; Bd. 19).
 

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