I 55 Hermania, Chemische Werke Schönebeck AG, 1797-1958 (Bestand)[Location: Magdeburg]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:I 55
Benutzungsort:Magdeburg
Benutzbarkeit:eingeschränkt benutzbar

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Hermania, Chemische Werke Schönebeck AG
Laufzeit/Datum (detailliert):1797 - 1958
Laufmeter:30.20
Findhilfsmittel:Ablieferungskartei, z.T. unverz.
Registraturbildner:Carl Samuel Leberecht Hermann war im Jahre 1793 zu der Überzeugung gelangt, dass die damals ungenutzten Abfälle der Königlichen Saline zu Schönebeck als Ausgangsmaterial für verschiedene chemische Produkte dienen könnten. Im Ergebnis entschied sich das Salzdepartement dazu, eine Fabrik aus Staatsmitteln zu errichten und Hermann ab 1797 als Leiter mit 10% Beteiligung am Gewinn einzustellen.
In den ersten Jahren wurden die Abfälle Mutterlaugen, Pfannenstein und Schlammsalz verarbeitet. Von der Rentabilität der Fabrik überzeugt, schloss Hermann mit der westfälischen Regierung 1808 einen bis 1816 gültigen Pachtvertrag ab und übernahm den Weiterbetrieb der Fabrik. Der Pachtvertrag wurde später durch die preußische Regierung bis 1851 verlängert.
Im Jahr 1818 entdeckte Hermann ein neues Element, das Cadmium. 1834 folgte die Errichtung der mutmaßlich ersten und größten Bleikammer Deutschlands zu jener Zeit.
Nach dem Tod von Carl Samuel Leberecht Hermann 1846 setzten die Erben das Fabrikunternehmen unter der Leitung von Otto Hermann, einem Sohn Carl Hermanns, fort.
Entscheidenden Einfluss auf die Produktionen der Hermania hatte die Förderung von Steinsalz in Stassfurt ab dem Jahre 1857. Nahezu sämtliche Abfälle der Saline verloren immer mehr ihre einstige Bedeutung für die Fabrik. Die Schwefelsäure-Herstellung bildete lange Zeit das Rückgrat des Betriebes.
Die wiederholten zeitlich begrenzten Verpachtungen führten zum Entschluss die Fabrik auf eigenen Grund zu verlegen. Mitten in der Planungsphase starb Otto Hermann (1870). Die Fabrik wurde unter der Leitung des Sohnes Dr. Hans Hermann weitergeführt. Die vollständige Verlegung, die Fertigstellung aller Neubauten im Herbst 1877 sowie die Namensänderung in „Hermania A.G.“ sollte auch Dr. Hans Hermann (†1876) nicht mehr erleben. Die Umfirmierung und die Änderung der Rechtsform des Unternehmens zu einer AG wurde 1877 wirksam.
1921 wurde die Farbwerke Hermania Schönebeck GmbH auf dem Gelände der AG gegründet. Der Betrieb war mit der Herstellung von Farbenkörpern für die Glas, Keramik- und Emailindustrie beschäftigt. In der DDR wurde dem Betrieb 1960 die alleinige Frittenproduktion übertragen.
1921 erhöhte die Hermania AG ihr Kapital um 2 Mio. M auf insgesamt 1 Mio. M. Wenige Jahre später musste die Hermania AG Konkurs anmelden. 1927 wurde aus der im Konkurs befindlichen Hermania die Chemischen Werke Schönebeck AG gegründet. Als Gründer der neuen AG trat der Possehl-Konzern Lübeck auf.
1931 wurde die Firma Alfred H. Güldenpfennig GmbH Schönebeck auf dem Gelände der Hermania gegründet. Im Laufe der Zeit spezialisierte sich der Betrieb auf Herstellung und Vertrieb von Kühlsolen. Ab 1941 / 1942 betrieb die Hüttenwerke Kayser AG Berlin auf dem Gelände der Hermania eine Aluminiumschmelze.
Um Während des 2. Weltkrieges den Mangel an Arbeitern zu kompensieren, wurde im Werk ab 1942 ein Arbeitslager errichtet. Die Männer und Frauen wurden in der Produktion und für Hilfsarbeiten eingesetzt. Der Produktionsbetrieb der Hermania wurde bis zum 10. April 1945 aufrechterhalten. 1947 wurde das Werk in Volkseigentum überführt und trug ab da an den Namen VEB Chemisches Werk „Hermania“ Schönebeck.
Ein Schwerpunkt der Hermania-Produktion wurde in der Zulieferung von Erzeugnissen für die Glas-, Email- und Keramikindustrie der DDR gesehen. Große Investitionen in den 50er-Jahren waren in den Bereichen des Emailfritten-, des Borax- und des Caliumchloridbetriebes sowie der Kühlsoleanlage getätigt worden.
1960 verlor der Betrieb VEB Chemisches Werk „Hermania“ Schönebeck seine Selbstständigkeit und wurde dem Chemiebetrieb VEB Fahlberg-List Chemische und Pharmazeutische Fabriken Magdeburg als Betriebsteil Hermania Schönebeck zugeordnet. Damit verbunden war auch die strukturelle Neuaufstellung in die Bereiche Borax / Kühlsolen / Caliumchlorid, Fritten / Zinnoxid und chemisch-technische Erzeugnisse.
 

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