I 566 Gottfried Lindner AG, Waggonfabrik Ammendorf, 1876-1965 (Bestand)[Location: Merseburg]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:I 566
Benutzungsort:Merseburg

Form-/Inhaltsangaben

Hinweis:Der Bestand enthält Archivgut, das personenbezogenen Schutzfristen gemäß § 10 Abs. 3 Satz 2 ArchG LSA unterliegt und bis zu deren Ablauf nur im Wege einer Schutzfristenverkürzung gemäß § 10 Abs. 4 Satz 2 ArchG LSA oder eines Informationszuganges gemäß § 10 Abs. 4a ArchG LSA zugänglich ist.
Titel:Gottfried Lindner AG, Waggonfabrik Ammendorf
Laufzeit/Datum (detailliert):1876 - 1965
Findbuch (PDF):siehe unten unter »Dateien«
Weitere Hilfsmittel (PDF):siehe unten unter »Dateien« Zwangsarbeiterinventar
Laufmeter:4.20
Findhilfsmittel:Findbuch 2020 (online)
Registraturbildner:Am 23. August 1823 eröffnete der Sattlermeister Gottfried Lindner in der Halleschen Großen Steinstraße 9-11 eine Täschnerwerkstatt, aus der er wenig später eine Werkstatt zum Bau von Kutsch- und Pferdebahnwagen machte.
Nach Gottfried wurde Heinrich Lindner Geschäftsinhaber. Er erweiterte ab ca. 1880 die Produktion um die Herstellung von Federn und begann 1889/90 mit dem Bau von Straßenbahnwagen. Heinrich Lindners Söhne, Heinrich und Reinhardt, gründeten mit Justus Rudolph zum 1. Januar 1893 die Gottfried Lindner OHG, die sie gemeinsam leiteten. Im März 1903 wandelten sie die offene Handelsgesellschaft (OHG) in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) um. 1905 wurde daraus die Gottfried Lindner Aktiengesellschaft (AG).

1899 verlegte man den Firmensitz an einen neuen Produktionsstandort in der Ammendorfer Schachtstraße (heute Halle, Merseburger Straße), wo die Herstellung moderner Eisenbahnwagen begann. Der Bau von Pferdekutschen wurde aufgegeben. Zwischen 1908 und 1928 betrieb man dort auch den Handel und Bau von Automobilkarossen.

Im 1. Weltkrieg produzierte die Firma neben D-Zug-, Gepäck-, und Güterwagen v. a. Munitionswagen, Proviant- und Krankenfahrzeuge sowie Feldküchen.
Technische und technologische Weiterentwicklungen, wie die Einführung der Fließbandfertigung, die Spezialisierung auf wenige Waggon- bzw. Einheitstypen, die Herstellung eiserner Personen- und Postgepäckwagen für die Reichsbahn, von Omnibussen, Lastanhängern und Lastauto-Aufbauten machten die Firma bis Ende der 1920er Jahre zu einem der führenden deutschen Waggonbauunternehmen.
Für Reparaturen und Montagen entstanden Firmen-Zweigwerke in Berlin, Dresden, Gaggenau, Hamburg, Köln, Königsberg und Nürnberg. Firmenvertretungen richtete man in Hannover, Breslau und Hamburg ein.
Mit anderen Waggonfabriken schloss sich die Lindner AG zur Eisenbahn-Lieferungsgemeinschaft mit beschränkter Haftung (mbH) (Eislieg) zusammen und war u.a. an der Deutschen Lastanhänger-Export-Gemeinschaft (DELAPORT), an der Gemeinschaft Deutscher Waggonfabriken, an der Lastanhänger-Ring GmbH Berlin, an der Paul Engelmann GmbH Wagenfedernfabrik Leipzig und an der Kleinwohnungsbau AG Halle beteiligt. Handels-Tochterfirmen der AG waren u.a. die Perack-Lindner GmbH, die Lindner-Anhänger-Vertrieb Leipzig GmbH und die Lindner-Anhänger-Vertrieb Berlin (LAV). Prouzierende Tochterfirmen entstanden mit der Lindner Ackerwagenfabrik GmbH Ammendorf, der Kriegsreparaturwerkstatt GmbH Halle und der Lindner-Fahrzeugwerke Ost GmbH in Bialystok (Polen).

Auch im 2. Weltkrieg wurden die Produktion verstärkt auf Heeresaufträge umgestellt. Vor allem realisierte man nun Umbauten von Truppenbeförderungswagen, Selbstfahrlafetten und baute Anhänger mit Kreuzlafetten für Flakgeräte und Fahrzeuge für die Artillerie.

Von April bis Juli 1945 besetzten alliierte Truppen das Betriebsgelände der Lindner AG. Danach kam die Firma unter sowjetische Militärverwaltung. Die Sowjetische Militäradministration (SMA) stellte im Februar 1946 die Firma unter vorläufigen Sequester. Laut Befehl Nr. 145 vom 22. Juli 1946 führte man den Betrieb mit Wirkung vom 1. August 1946 als SAG-Betrieb und übergab ihn an die sowjetische Aktiengesellschaft des Transportmittelbaus.
Für die nicht an die SAG übergegangenen Vermögenswerte der AG wurde aufgrund des Befehls Nr. 161 der SMA vom 13. Dezember 1947 und Verfügung des Präsidenten der Provinz Sachsen die Liquidation und Abwicklung veranlasst. Mit Beschluss vom 14. Oktober 1946 benannte man den Betrieb in "Waggonfabrik Ammendorf der sowjetischen AG für Transportmittelbau (vorm. Gottfried Lindner)" um. Bei Übergabe des Betriebes in Volkseigentum am 13. Mai 1952 wurde daraus der VEB Waggonbau Ammendorf, der ab 8. Dezember 1952 dem VVB Lokomotiv- und Waggonbau (LOWA) angehörte.
Bestandsinformationen:Im Verwaltungsarchiv des VEB Waggonbau Ammendorf, Halle, wurde bis 1977 Schriftgut der Gottfried Lindner AG aufbewahrt, doch hatte ein früherer Wassereinbruch den Aktenbestand erheblich beschädigt und dezimiert. Dessen neue Ordnung und Verzeichnung auf Karteikarten erfolgte im Verwaltungsarchiv des VEB. Dabei wurden aus den noch verwendbaren Akteneinheiten, ohne Berücksichtigung früherer Zusammenhänge, neue, vorwiegend aus Einzelvorgängen bestehende, Verzeichnungseinheiten gebildet. In Ausnahmefällen wurden auch Titel neu vergeben. Kassationen erfolgten nicht.
1977 wurde das Schriftgut vom Verwaltungsarchiv an das Staatsarchiv Magdeburg übergeben. Von dort gelangte das Schriftgut 1994 in das neugegründete Landesarchiv Merseburg.

Weitere 74 Akten übergab 1999 die Waggonbau Ammendorf GmbH (Rechtsnachfolger des ehemaligen VEB) direkt an das Landesarchiv Merseburg. Dieser Teilbestand wurde 2006 ebenfalls auf Karteikarten verzeichnet. Im Mai und September 2012 erfolgte die Retrokonversion beider Karteien ohne inhaltliche und formale Überarbeitung der Verzeichnungsangaben im Archivprogramm scopeArchiv. Im Jahr 2020 erfolgte eine Überprüfung und Erschließungsverbesserung des Bestands.
Zusatzinformationen:Literatur:
BPO der SED im VEB Waggonbau Ammendorf: VEB Waggonbau Ammendorf, 20 Jahre DDR-20 Jahre Entwicklung zum sozialistischen Großbetrieb.1970.
Von der Kutsche zum Weitstreckenwagen 1823 - 1948, Hrsg: BPO des VEB Waggonbau Ammendorf, Druckschrift, 1986.
Suhr, Christian: Lindner. Karosserien und Anhänger aus Ammendorf. Reichenbach und Halle, 2010.
Frotscher, Sven: Das stählerne Herz von Halle. Bd. 1., 1823 - 1945, 2014.
 

Files

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  • I566neu.pdf
 

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