I 416 Gebrüder Sachsenberg Roßlau, 1866-1950 (Bestand)[Location: Dessau]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:I 416
Benutzungsort:Dessau

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Gebrüder Sachsenberg Roßlau
Laufzeit/Datum (detailliert):1866 - 1950, 1970
Findbuch (PDF):siehe unten unter »Dateien«
Laufmeter:9.70
Findhilfsmittel:Findbuch (online recherchierbar)
Registraturbildner:Johann Gottlieb Sachsenberg (1784-1844) übernahm 1809 den väterlichen Handwerksbetrieb. Nach dem Tode des Vaters gründeten seine drei Söhne (Gottfried, Friedrich und Wilhelm) am 8. März 1844 die Maschinenfabrik Roßlau. 1847 zog man von der Werkstatt im Haus am Markt in Roßlau um, wo erstmalig mit Dampfkraft gearbeitet wurde. 1849 kam eine Eisengießerei hinzu. Gebaut wurden Ziegeleimaschinenbau, verschiedene Pumpen, Maschinen zur Papierherstellung bis hin zum Betrieb einer eigenen Papierfabrik und die Produktion von "Straßenlokomobilen" (Straßenbahnen). Bereits 1860 richtete man eine eigene Gasanstalt ein, die ab 1873 sogar die ganze Stadt Roßlau versorgte. 1849 wurde die erste Dampfmaschine aus der Sachsenberg´schen Produktion geliefert. Nach Inkrafttreten des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches wurde die Firma 1865 in eine OHG umgewandelt. Zum Zwecke von Schiffsreparaturen legte man 1866 am hiesigen Elbufer eine Werft an, wo man künftig vollständige Schiffe baute. Der erste Räderdampfer wurde 1869 fertiggestellt. Der Ausbau des Firmengeländes erfolgte 1875. Die Firma brachte zahlreiche bahnbrechende patentierte Neuerungen hervor, bspw. das "Sachsenberg´sche oder Roßlauer Schauffelrad". Oberingenieur Ernst Dietze (1837-1915) entwickelte eine optimale Schaufelkinematik, die 1883 erstmals Verwendung fand. 1885 traten die Söhne von Gottfried und Friedrich, Gotthard und Georg als Teilhaber des Unternehmens hinzu und 1887 folgte Wilhelm´s Sohn, Paul. Die Firma Gebr. Sachsenberg war 1890 die größte der Flussschiffwerften in ganz Europa. 1892 wurde die bisherige OHG in eine GmbH umgewandelt, in der mittlerweile ca. ein Drittel der Rosslauer Bevölkerung beschäftigt waren. Die Auftragslage erforderte 1898 die Eröffnung einer Filiale in Köln-Deutz. 1908 folgte eine nochmalige Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft. Die wirtschaftlichen und finanziellen Belastungen führten 1917 zur Übernahme der Aktienmehrheit durch ein Bankenkonsortium unter Führung des Bankhauses Deichmann in Köln, die somit auch den Aufsichtsrat neu formierten. 1918 entschlossen sich die beiden Inhaber und Vorstandsmitglieder Georg und Paul Sachsenberg zum Rücktritt aus ihrem Amt. Mit Ausweitung der Weltwirtschaftskrise ab 1929 gingen die Beschäftigungszahlen zurück, die Tochterbetriebe in Köln-Deutz und Stettin mussten stillgelegt werden. 1931 brach auch das Bankhaus Deichmann zusammen, das Werk wurde unter Treuhandaufsicht gestellt. Der damalige Direktor Fredenhagen konnte die endgültige Liquidation abwenden, jedoch mit Einschränkungen. 1934 wurde die Aktienmehrheit durch Gotthard Sachsenberg zurückgekauft. Man begann mit der Umsetzung eigener Entwicklungskonzepte in mehreren Arbeitsbereichen. Es folgten Tochterfirmen in Hamburg, Kiel und den Niederlanden ihren Betrieb auf. Die in Roßlau entwickelten Leichtmetall-Gleitboote bildeten den Anstoß für die Entstehung des "Schertel-Sachsenberg-Schnellboot-Konsortiums" 1938. Zur Unterstützung der Firma wurde 1939 die Hans Peter, Klaus Sachsenberg-Stiftung gegründet. Als Stiftungsvermögen wurde der gesamte industrielle Besitz eingebracht und es wurde Vorkehrungen getroffen, die eine wiederholte Übernahme des Werkes von außen unmöglich machten. Im 2. Weltkrieg wurden alle Bereiche der deutschen Wirtschaft durch staatliches Reglement auf Rüstungsaufgaben umgestellt, so auch bei Sachsenberg´s. Zur Arbeit wurden Gefangene aus Holland, Belgien, Kroatien, Frankreich u.a. herangezogen. Mit der Besetzung Roßlau´s wurde das Werk durch das sowjetische Militär verwaltet. Noch im Mai 1945 begann die Demontierung aller Betriebe,
die per Befehl Nr. 124 der SMAD der Sequestration unterstellt wurden und damit durch die Verordnung vom 30. Juli 1946 in das Eigentum der Provinz Sachsen überführt wurden. Der Betrieb existierte weiter als VEB Roßlauer Schiffswerft, später als VEB Elbewerften Boizenburg/Roßlau, Werft Roßlau, und bis heute als Roßlauer Schiffswerft GmbH.
Bestandsinformationen:Der Bestand setzt sich aus einer Abgabe (unbekannte Herkunft) von Archivgut an das Staatsarchiv Magdeburg aus dem Jahre 1949 (Hauptteil) und einer Abgabe, vor allem von Sammlungsschriftgut zur Betriebsgeschichte, aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Elbewerften Boizenburg/Roßlau an das Staatsarchiv Magdeburg aus dem Jahre 1976 zusammen. Beide Bestände sind im Staatsarchiv erschlossen worden, im Ergbenissen dessen ein Findbuch erstellt wurde (1951 und Nachtrag 1988). Die Entwicklung der Fa. Gebr. Sachsenberg wird durch den Bestand nur fragmentarisch dokumentiert.
 

Files

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  • I_416--Findbuch.pdf
 

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URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=195715
 
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