A 50 Archiv des Niedersächsischen Kreises, 1321-1683 (Bestand)[Location: Magdeburg]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:A 50
Benutzungsort:Magdeburg

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Archiv des Niedersächsischen Kreises
Laufzeit/Datum (detailliert):(1321) 1451 - 1683
Laufmeter:26.00
Findhilfsmittel:Findbuch von 1869. Neues Findbuch 2018 (online recherchierbar).
Registraturbildner:Erzstiftisch-magdeburgische Kanzlei

Anlässlich der Besetzung des 20köpfigen Reichsregiments, welches auf dem Wormser Reichstag von 1495 ins Leben gerufen wurde, fasste die Augsburger Versammlung im Jahr 1500 den Beschluss, das Heilige Römische Reich fortan in sechs Reichskreise einzuteilen. Der Sächsische Reichskreis bestand laut der Regimentsordnung aus den Erzbistümern Magdeburg und Bremen, den Bistümern Hildesheim, Halberstadt, Merseburg, Naumburg, Meißen, Brandenburg, Havelberg und Lübeck, dem Herzogtum Sachsen, der Mark Brandenburg, der Landgrafschaft Thüringen, den Herzogtümern Braunschweig, Mecklenburg, Pommern sowie den umliegenden Prälaten, Grafen, Herren, Freien und Reichsstädten.

Dieses erste Reichsregiment, welches seinen Sitz in Nürnberg hatte, scheiterte bereits im Jahr 1502, so dass die Gebietsreform ihren eigentlichen Zweck verlor. Unter dem Druck einer wachsenden Türkengefahr nahm Kaiser Maximilian I. den Reichskreisgedanken jedoch wieder auf und ließ im Jahr 1512 das Heilige Römische Reich in nunmehr zehn Reichskreise einteilen, wodurch auch der eigentliche Niedersächsische Reichskreis entstand.

Der Niedersächsiches Reichkreis bestand dabei aus den Erzbistümern Magdeburg und Bremen, dem Herzogtum Braunschweig mit seinen Nebenlinien Calenberg, Wolfenbüttel, Lüneburg und Grubenhagen, dem Herzogtum Mecklenburg,dem unter dänischer Herrschaft stehenden Herzogtum Holstein, dem Herzogtum Sachsen-Lauenburg, den Bistümern Hildesheim, Halberstadt, Ratzeburg, Lübeck, Schwerin und Schleswig, den Grafschaften Wunsdorf und Regenstein sowie den Reichsstädten Lübeck, Bremen, Hamburg, Goslar, Nordhausen und Mühlhausen.

Nach den Bestimmungen des Kölner Reichstagsabschiedes vom 26. August 1512 dienten die zehn Reichskreise der Wahrung des Landfriedens und der Landesverteidigung. Anlässlich der Aufbringung einer neuen Reichshilfe gegen die Türken wurde der Reichskanzler von Kaiser Karl V. im April 1531 damit beauftragt, erstmals einen Niedersächsischen Reichskreis auszuschreiben.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu einer weiteren Übertragung von Aufgaben des Reiches an die jeweiligen Reichskreise, so dass sich auch der Niedersächsische Reichskreis zunehmend institutionalisierte.

Seit dem Beginn des sog. "Langen Türkenkrieges" (1593-1606) ist eine signifikante Zunahme der Tätigkeit des Niedersächsischen Reichskreises wahrnehmbar. Da der Kreis ab 1593 außerordentliche Türkenhilfen zusätzlich zu den Reichstürkenhilfen bewilligte, fanden in dieser Zeit mitunter drei Kreistage pro Jahr statt.

Der Ausgang des Dreißigjährigen Krieges brachte wieder tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Niedersächsischen Kreisverfassung mit sich. Ab dem Jahr 1648 stellte nicht mehr der Herzog von Braunschweig zusammen mit Magdeburg das Kreisdirektoium, sondern an seine Stelle trat nun das vom Königreich Schweden dominierte Erzbistum Bremen. Dessen Kanzlei befand sich in Stade.

Zwar ist in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder eine starke Zunahme der Tätigkeit des Niedersächsischen Reichskreises spürbar, gleichzeitig endet 1683 die Aktenüberlieferung des Niedersächsischen Kreisarchivs, zumal nach 1691 kein weiterer Kreistag mehr zustande kommen sollte.
Bestandsinformationen:Der Bestandstitel "Archiv des Niedersächsischen Kreises" ist dahingehend zu erläutern, dass es ein genuines Gesamtarchiv des Niedersächsischen Reichskreises nie gegebenen hat. Aufgrund der wechselnden verfassungsmäßigen Ordnung innerhalb des Reichskreises waren der Erzbischof von Magdeburg, der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel sowie ab 1648 der Erzbischof von Bremen und ab 1680 der Kurfürst von Brandenburg als kreisausschreibende Fürsten und Mitglieder des Kreisdirektoriums gezwungen, das im Rahmen dieser Tätigkeit anfallende Schriftgut (v. a. Schriftverkehr, Protokolle und Beschlüsse der Kreistage) separat zu ihrem landesherrlichen Verwaltungsschriftgut aufzubewahren. In diesem Sinne ist der Registraturbildner des hier vorliegenden Bestandes die erzstiftische-magdeburgische Kanzlei im Rahmen ihrer Tätigkeit für den Niedersächsischen Reichskreis.

Durch die massive Verschmelzung von Reichs- und Kreistagsangelegenheiten gerade in der letzten Dekade des 16. Jahrhunderts und dem beginnenden 17. Jahrhundert wurden zudem immer mehr Verhandlungsakten der Reichstage in das von der erzbischöflichen Kanzlei angelegte Niedersächsische Kreisarchiv überführt, so dass sich der vormals homogene Bestand zu einer Mischung von Reichs- und Kreisakten mit landesherrlichen Korrespondenzen entwickelte. Besonders auffällig ist dies bei den "Kreis- und Kreistagsangelegenheiten" (Gliederungspunkt 02), die bis 1451 zurückreichen.

Innerhalb des erzstiftisch-magdeburgischen Archivs, welches in Halle aufbewahrt wurde, bildete die Kreistags- bzw. Reichskreisüberlieferung eine besondere Registratur. Sie wurde 1681/82 und 1710 in das Geheime Staatsarchiv nach Berlin (Rep. 16) überführt und 1890 vom Geheimen Staatsarchiv an das Staatsarchiv Magdeburg (Rep. 68a, später Rep. A 50) zurückgegeben. Dieser Bestand bildet dabei bis heute die größte zusammenhängende Überlieferung von Niedersächsischen Kreisakten.

Bereits 1880 wurde im Geheimen Staatsarchiv ein erstes Repertorium angelegt, welches die Grundlage der hier vorliegenden Verzeichungsinformationen bildet. Nach der Rückkehr des Bestandes nach Magdeburg wurde zusätzlich ein handschriftliches Dokument angelegt, das vornehmlich aus Schlagwörtern und kurzen Inhaltsangaben bestand.

Da sich insbesondere die Erschließung der Kreistagsprotokolle und -abschiede (Gliederungspunkt 01) als unzureichend erwies, wurden im Rahmen eines Dissertationsvorhabens ab 2009 (Michael Kruppe) diese 28 Archivalien bis auf Blattebene erschlossen. Eine Übertragung dieser Erschließungsinformationen in das vorliegende Archivinformationssystem erfolgte jedoch erst im Frühjahr 2018. In diesem Zusammenhang wurden auch die Registraturbildner- und Bestandsinformationen überarbeitet und ein neues Findbuch erstellt.
Zusatzinformationen:Vgl. Gesamtübersicht, Bd. 2 (1955), S. 476 ff. und Einleitung zum Findbuch von Michael Kruppe von 2011.
 

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URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=5437
 
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