H 148 Gutsarchiv Martinskirchen, 1570-1941 (Bestand)[Location: Wernigerode]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:H 148
Benutzungsort:Wernigerode

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Gutsarchiv Martinskirchen
Laufzeit/Datum (detailliert):1570 - 1941
Laufmeter:8.95
Findhilfsmittel:Findbuch von 1963 (online recherchierbar)
Registraturbildner:Martinskirchen gehört zur Stadt Mühlberg/Elbe, Lkr. Elbe-Elster, Brandenburg.

Martinskirchen lag in der Herrschaft Mühlberg. Die im 12./13. Jh. durch die Herren von Eilenburg als wettinische Vasallen aufgebaute Herrschaft wurde 1370 unter Kaiser Karl IV. böhmisch, 1422 wieder wettinisch und war seit 1520 nach dem Aussterben der ehemals böhmischen Lehnsträger, den Herren Berka von der Duba, wettinisches Amt. Dieses war albertinisch, seit 1547 kursächsisch und wurde von 1559 bis 1570 kurzzeitig dem Bischof von Meißen eingeräumt. Im Unterschied zum Dorf stand das Rittergut nach 1559/81 mit bestimmten Abgaben unter dem Stiftsamt Wurzen. 1815 wurde der Ort an Preußen abgetreten und gehörte dort 1816–1945 zur Provinz Sachsen.

Schon 1346 ist ein Rittersitz in Martinskirchen belegt, den bis zum Jahre 1559 die Familie von Monch innehatte. Neben dem 1812 als altschriftsässig bezeichneten, 1689 allodifizierten Rittergut gab es weitere Freigüter, die im Laufe des 17./18. Jahrhunderts mit dem Rittergut vereinigt wurden.
Am Dorf Martinskirchen, dessen schon 1253 belegte Martinikirche eine Filiale von Altbelgern blieb, hatte 1272 das Nonnenkloster Mühlberg Rechte, 1581 lag die Grundherrschaft beim Amt Mühlberg. Hingegen werden 1827 Patrimonialgerichtsbarkeit und Kirchenpatronat über Martinskirchen, Altbelgern, Brottewitz und Langenrieth im Besitz des Ritterguts angegeben. Nach Ausweis der Überlieferung lagen diese Rechte seit Ende des 18. Jahrhunderts beim Gut.

Als Besitzer des Rittergutes erscheinen 1560(?) bis 1671 die von Körbitz. In der Folgezeit kam es unter häufigem Besitzerwechsel zu Teilungen des Rittergutes, bevor seit 1687 die Familie von Wehlen für neue Kontinuität sorgte. 1739 wurde Martinskirchen durch Graf Friedrich Wilhelm von Brühl, den Bruder des Premierministers Heinrich von Brühl, erworben. Er ließ 1754–1756 das barocke Schloss errichten. 1795 verkauften seine Erben das Rittergut mit Brottewitz, Altbelgern und dem Vorwerk Langenrieth an den Torgauer Kaufmann Andreas Christoph Stephan, dessen Familie noch 1913 auf Martinskirchen saß. 1922 wird Ernst Brendel als Besitzer genannt, dessen Familie das Gut bis zur Enteigung im Zuge der Bodenreform 1945 innehatte.
Bestandsinformationen:Der Bestand wurde im Zuge der Bodenreform sichergestellt und am 9. März 1949 durch die Landesregierung Halle dem heutigen Landesarchiv Sachsen-Anhalt übergeben.

Im Hinblick auf die Akten über Besitz- und Vermögensverhältnisse weist der sonst relativ vollständig überlieferte Bestand des Gutsarchivs Martinskirchen erhebliche Verluste auf.
Umfangreich ist die Überlieferung hinsichtlich der im Zusammenhang mit der Ausgleichung zwischen Preußen und Sachsen aufgestellten Gendarmerie im Meißner Kreisanteil, zumal der Rittergutsbesitzer Stephan ab 1809 die Funktion eines Gendarmeriekommissars ausübte. Ziemlich vollständig sind auch die Akten über die Landwehr und alle Militärangelegenheiten der Jahre 1812-1815 erhalten.
Die ertragliche Landwirtschaft des Rittergutes Martinskirchen lässt sich durch die für die Zeit von 1788-1850 verhältnismäßig geschlossene überlieferten Aussaat- und Ernteregister belegen.

Der Bestand wurde im Jahre 1963 geordnet und verzeichnet. Gleichzeitig erfolgte die Erstellung einer Registraturbildner- und Bestandsinformation.

Das Findbuch des Bestandes konnte im November 2013 retrokonvertiert werden.

Der Bestand wird auf Grundlage eines 2009 geschlossenen Vertrages als Depositum im Landesarchiv Sachsen-Anhalt verwahrt.

Im Dezember 2023 wurden die drei Gerichtshandelsbücher aus dem Bestand des Amtes Mühlberg (D 30, E Nr. 1-3) dem Gutsarchiv Martinskirchen mit den Signaturen H 148, Nr. 543-545 im Umfang von 0,2 lfm hinzugefügt. Diese drei Gerichtshandelsbücher sind Landesarchivgut und gehören nicht zum Depositum.
Zusatzinformationen:Literatur:
Adelsarchive im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt. Übersicht über die Bestände, bearb. von Jörg Brückner, Andreas Erb und Christoph Volkmar (Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; 20), Magdeburg 2012.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
D 30 Amt Mühlberg, 1548-1853 (Bestand)
 

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URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4838
 
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