H 151 Gutsarchiv Möckern, 1195-1920 (Bestand)[Location: Wernigerode]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:H 151
Benutzungsort:Wernigerode
Benutzbarkeit:eingeschränkt benutzbar

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Gutsarchiv Möckern
Laufzeit/Datum (detailliert):(1195) 1304 - 1920
Laufmeter:45.20
Findhilfsmittel:Findbücher von 1802, um 1950/60 und 1969, überarbeitet 2012. Neues Findbuch 2016.
Registraturbildner:Möckern ist eine Stadt im Lkr. Jerichower Land, Sachsen-Anhalt.

Die aus einem 948 erwähnten ottonischen Burgward hervorgegangene Burg Möckern war im 12. Jh. im Besitz der Markgrafen von Brandenburg, die sie jedoch 1196 dem Erzstift Magdeburg aufließen. Dieses konnte seine Lehnshoheit gegen Ansprüche von Quedlinburg und Brandenburg erst 1472 endgültig durchsetzen. Mit dem Erzstift fiel Möckern 1680 an die Kurfürsten von Brandenburg und ging 1816 in der preußischen Provinz Sachsen auf, die bis 1945 bestand.

Lehnsträger von Burg und Amt (1376 „districtus“) Möckern waren seit dem 13. Jh. die Grafen von Arnstein. Doch war Möckern fast durchgängig an Aftervasallen ausgegeben. Als solche erscheinen 1381 die von Alvensleben und 1390 sowie 1472 das Magdeburger Domkapitel, das wiederum Pfandinhaber einsetzte.

Mit dem Aussterben der Grafen von Arnstein-Lindow 1524 wurde das Domkapitel Lehnsträger und verwaltete Möckern zunächst als eigenes Amt. 1573 wurden die von Barby als Aftervasallen eingesetzt. Ihnen folgten 1590 Eckart und Christian von Stammer, 1599 die Mynsinger von Frundeck, 1637–1646 eine kurze Phase domkapitularischer Eigenverwaltung, 1646 Nikolaus von Zastrow, 1651–1677 Fürst Johann VI. und Fürst Karl Wilhelm von Anhalt-Zerbst, 1677 die von Grapendorf und seit 1710 durch Erbschaft die von Münchhausen. Von ihnen erbte 1760 der preußische Etatminister Freiherr Ludwig Philipp vom Hagen, ein Vertrauter Friedrichs des Großen. Er wandelte das Rittergut 1770 in ein Majorat zugunsten seines Bruders Freiherr Wilhelm Adolf vom Hagen und dessen Nachkommen um. Im Besitz der 1804 in den Grafenstand erhobenen Familie blieb Möckern bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945.

Noch 1842 lag bei dem traditionell als Amt bezeichneten landtagsfähigen Rittergut das Kirchenpatronat und die Gerichtsbarkeit über die Stadt Möckern sowie über die Amtsdörfer Dalchau, Gehrden, Lühe, Zeddenick und Ziepel. 1785 werden zudem die Vorwerke Lochau und Pabsdorf erwähnt.

Der Bestand enthält zudem umfangreiche Überlieferung zu den Stammgütern der Familie vom Hagen (historische Namensformen auch: vom Hayn, von Haren) in der Grafschaft Hohnstein sowie zu Streubesitz in Westfalen.
Bestandsinformationen:1945 beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsmacht das Schloss Möckern und nutzte es als Offiziersquartier. Während dieser Zeit wurden große Teile des Archivs durch langanhaltende Wassereinwirkung zerstört oder schwer geschädigt, nachdem ein auf dem Dachboden über dem Archivraum befindliches Wasserbassin ausgelaufen war.

Die transportfähigen Archivalien gelangten im Juni 1946 in das heutige Landesarchiv und wurden ab 1949 geordnet. Dabei konnten Teile des Bestandes nach der historischen Gliederung des Amtsarchivs von 1802 wieder aufgestellt werden (jetzt Gliederungsgruppe 02.), während die anderen Gliederungsgruppen neu gebildet wurden. Die aus der Bibliothek stammenden Leichenpredigten fanden separate Aufstellung und wurden 2009 im Rahmen der Depositalvereinbarung mit der Eigentümerfamilie verfilmt und nach Möckern zurückgeführt (Nachweis und Lesefilme am heutigen Bestand Slg. 6 Vd 4).

Die Findhilfsmittel wurden 2007 bis 2012 in ein elektronisches Findbuch überführt, in Teilen überarbeitet und mit Angaben zur Besitz- und Bestandsgeschichte versehen. Dabei gelang es, eine größere Anzahl bislang unverzeichneter Urkunden und älterer Familienpapiere nach Provenienzprüfung dem Bestand zuzuordnen. Die Erschließung weiterer 38 zugehöriger Urkunden steht noch aus.

Etwa die Hälfte des Bestandes ist infolge von Materialabbau durch Schimmelbildung geschädigt. Mit der Restaurierung des Archivgutes wurde begonnen. Aufgrund der Schädigungen musste der Archivbestand aber von 2012 bis 2015 vollständig für die Benutzung gesperrt werden. Erst Ende 2015 wurden im Rahmen einer umfassenden Revision des Bestandes alle geschädigten Archivalien separiert (etwa 1/3 des Bestandes). Die restlichen Archivalien wurden demgegenüber gereinigt, neu verpackt und stehen seit Anfang des Jahres 2016 wieder im Rahmen der Benutzung der Öffentlichkeit zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurden die Verzeichnungsinformationen erneut überarbeitet und ein neues Findbuch konnte erstellt werden. Trotz dessen ist durch die Benutzer zu beachten, dass auch die nunmehr benutzbaren Archivalien Reste von Schimmelspuren enthalten können.

Der Bestand wird auf Grundlage eines 2009 geschlossenen Vertrages als Depositum im Landesarchiv Sachsen-Anhalt verwahrt.
Zusatzinformationen:Güter, zu denen der Bestand substantielle Überlieferung enthält: Bleicherode. – Deuna. – Hüpstedt. – Marienthal. – Niedergebra. – Obergebra. – Rüdigershagen. – Stöckey. – Zaunröden. – u. a.

Familien, zu denen der Bestand substantielle Überlieferung enthält: von Grapendorf. – vom Hagen. – von Münchhausen. – u. a.

Literatur:
Adelsarchive im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt. Übersicht über die Bestände, bearb. von Jörg Brückner, Andreas Erb und Christoph Volkmar (Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; 20), Magdeburg 2012.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
Dc 159 Patrimonialgericht Möckern, 1648-1845 (Bestand)
 

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URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4685
 
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